Mittwoch, 21. August 2013

"... die schläft schon!"

"Sie ist ja doch da, sie schläft nur schon!"

Ich schieße aus dem Tiefschlaf hoch und blinzle verstört in das gleißende Licht. Mein Herz schlägt wie ein Dampfhammer und ich muss mich erstmal orientieren.

"Ich bin die Schwester Rabiata und bin die Nachtschwester hier. Ich schaue nur nach unseren Neuzugängen."

"Hmmm." Stimmt. Ich bin ja gar nicht im heimischen Bett, sondern  heute zur Reha angereist.

"Wenn Sie etwas brauchen, Schmerzen haben oder nicht schlafen können,"

"mpff"

"klingeln Sie einfach. Hier ist die Klingel!"

Sie drückt mir den Notruf direkt in die Hand.

"Mhmmmdanke"

"Sie wissen schon, dass, wenn Sie ihre Türkarte mal aus Versehen im Zimmer liegen lassen, jede der Schwestern und auch die Damen am Empfang einen Zentralschlüssel haben?"

"Mhmm" Interessiert mich im Moment brennend - steht ganz oben auf meiner Liste.

"Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend und eine angenehme Nachtruhe."

Das Licht geht wieder aus und ich bin allein. So langsam beruhigt sich mein Puls. Nach einem anstrengenden Tag, einem Abendspaziergang mit Liebling und einem Nachtischeis wollte ich nur noch schlafen. Eigentlich.

Das hab ich auch noch NIE erlebt, dass a) in der Reha überhaupt ne Nachtschwester ins Zimmer schaut und b) man derartig rabiat geweckt wird.

Natürlich war die nächsten zwei Stunden an Schlaf erstmal nicht zu denken...

Samstag, 3. August 2013

Türsteher

"Ich glaube, das wird eine ruhige Nacht" flüstert ein Dipidolor seinem Nachbarn zu, "lass uns sehen, dass wir ne Mütze voll Schlaf bekommen."  Sie kuscheln sich aneinander und schlafen in ihrem NaCl-Bettchen ein.
Da klingt ein langgezogenes Stöhnen den Flur entlang und reißt die Dipis aus ihrem Schlaf. 
"Auf, Leute, es gibt Arbeit!"
Sie blicken auf das sich windende Bündel unter sich, warten, bis die Verbindung endlich hergestellt ist und sich die Bahn als frei erweist. Tröpfchenweise springen die Dipis mit einem "Yipeahhh" in die Tropfkammer, rutschen die Tube runter und kommen in einer engen, verzweigten Strasse an. Vorbei an schlappen Erys, aggressiven Leukos, gleichgültigen Thrombos, über Kalkhügel steigend und sich an sperrigen  Venenklappen vorbeiquetschend suchen sie sich ihren Weg zu ihren zugewiesenen Synapsen.
Langsam dockt sich ein Dipi nach dem anderen an. 
Das wäre doch gelacht, wenn man diesem Gejammer kein Ende machen kann!!!
Kurz bevor die letzten Dipis die Synapsen des linken Armes erreichen, um das Schmerzmonster endgültig zu vertreiben, richtet sich dieses zu voller Größe auf, stellt sich vor die Erlösung versprechenden Dockingstationen und kreischt machtvoll: "Du kommst hier nich rrrein!!!"
Traurig müssen die Dipis so kurz vor ihrem Ziel aufgeben. Das Gewimmer und die wirren Träume ihrer Schutzbefohlenen, die sich um eine Axt drehen, bekommen sie aber sehr wohl mit. 
Damit könnte man eine erfolgversprechende Fortsetzung von "SAW" drehen...