Nach unserem abgebrochenen Trip nach Sardinien im September wegen Elektrikproblemen im Wombl stand dieses bis Anfang Dezember in der Werkstatt, bis alles wieder so lief, wie es sollte.
Hier noch einmal vielen Dank an Frank Hall vom Camperfactum, der Wombl mit viel Mühe und Aufwand wieder zum Leben erweckt hat.
Jetzt mussten wir nur noch die Feiertage hinter uns bringen, ein paar Termine abhaken, nochmals intensiv uns um unser kleines, großes Wunder, das Urenkelchen, kümmern, dann stand unserer Überwinterung nix mehr im Weg.
Und hier sind wir:
19.01.2025, Tag 1, Friedrichshafen - Dole, Moulin Rouge, 415 km
Nach üblicher Morgenroutine und den letzten Lebensmitteln einräumen starten wir frohgemut auf unsere Reise. Davor müssen aber noch Diesel- und Gastank gefüllt werden, was flott erledigt ist.
Das Wetter ist trüb und kalt, wir können es kaum erwarten, wärmende Sonnenstrahlen auf dem Körper zu fühlen.
Vor lauter Vorfreude und intensivem Reden bemerken wir erst kurz vor der Grenze, dass wir nicht den üblichen Weg durch den Schwarzwald genommen haben, sondern schon fast in Schaffhausen sind - einfach blind dem Navi nach. Fieberhaft rufe ich die Seite für die Maut auf und habe gerade das Ticket gelöst, als uns der Zollbeamte anhält: "Ist ja doch schon bezahlt!"
Kurz überlegen wir, ob wir den Weg über den Genfer See nehmen, trauen den Wetterverhältnissen in den Schweizer Alpen aber nicht: im Schnee wollen wir nicht fahren. So biegen wir nach Zürich Richtung Basel ab.
Nach 415 km finden wir an der Doubs in der Nähe von Dole unseren ersten Übernachtungsplatz.
Erst mal was essen, der Hunger ist groß!
Die erste Nacht in Wombl war wie nach Hause kommen.
510 km haben wir heute hinter uns gebracht.
Weg gefahren sind wir bei -1 C°, dickem Nebel und Raureif auf Bäumen, Wiesen und Feldern. An der Rhône entlang wird es etwas milder, immerhin 11 C° können wir vermelden. Dafür regnet es teilweise in Strömen.
Angekommen an einem Kanal unweit von Meer, werden wir sogar mit Hagel und Platzregen empfangen, der glücklicherweise nach 10 Minuten wieder endet.
Für uns ziemlich ungewöhnlich machen wir große Strecken: normalerweise fahren wir bei der Anfahrt nie mehr als 300 Kilometer, wenn wir dann am Meer angekommen sind, fangen wir an, von Ortschaft zu Ortschaft zu bummeln. Was zur Folge hat, dass wir es einmal während der ganzen Zeit nicht über das Ebrodelta hinaus geschafft haben. Dieses Mal wollen wir bis zur portugiesischen Grenze, eventuell sogar darüber hinaus, um dann in umgekehrter Richtung unseren Schneckengang einzulegen.
21.01.2025, Tag 3, Carnon Plage - Planes del Reine, Spätzle Fritz, 552 km
Kurzfassung: immerhin 2 stellige Temperaturen, auch wenn sich die Sonne nicht blicken lässt, ein LKW, der sich auf die Seite gelegt hat mit kilometerlangem Stau auf der Gegenspur, immer wieder Regen.
Auch als wir beim Spätzle Fritz ankommen, regnet es. Der Platz ist voll, der Platzwart weist uns in eine Bucht für Gespanne ein und stellt vor uns ein Womo aus Tettnang (unsere Nachbargemeinde).
Wir haben Hunger und gehen in das Restaurant am Platz, wegen dem wir eigentlich her gekommen sind: dieser Platz ist unter Campern wohlbekannt, wurde vor vielen Jahren von einem Fritz aus Stuttgart gegründet, deshalb auch die Spätzle in Spanien. Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn, wir sind nun hier um uns auch ein Urteil zu bilden.
Wir essen in netter Gesellschaft eines Paares aus der Pfalz: wir verleiben uns ein Zigeunerschnitzel mit Pommes (Liebling) und ein Hacksteak mit Spätzle (ich), jeweils mit Suppe, Salat und Nachtisch ein.
Jetzt sitzen wir pappsatt im Womo und warten auf das Spiel der Handballmannschaft. Die mit 10 Toren Unterschied gegen Dänemark verliert...
22.01.2025, Tag 4, Spätzle Fritz - Canals, 288 km
Heute morgen bekommen wir unerwarteten Besuch: die Sonne mit 15 C° weckt uns
Der Platz, der gestern Abend rappelvoll war, hat sich schon reichlich geleert.
Fazit: Das Essen ist hervorragend, das Betreiberpaar nett und zuvorkommend, Sanitär sauber mit heißen Duschen, Platzgebühren mit 5€ günstig, das enge Kuscheln ist allerdings nicht so unseres, für eine Nacht aber durchaus machbar.
Realität: es sind noch 120 km bis dahin, wir stehen jetzt in den Bergen in einem Mini-Dorf bei einem Picknick-Areal nach einem aufregenden Tag.
In Torrent verlassen wir die Autobahn, um zu tanken, damit fängt das ganze Drama an.
Au, ne Repsol Tankstelle! Da fragen wir doch gleich nach einer Gasflasche. "Nein, hier können Sie nur tauschen, kaufen können Sie nur in der Stadt: Sie brauchen einen Vertrag. Aber das sind mit dem Auto nur 5 Minuten, gerade mal 2 Kreisverkehre entfernt." Ich bekomme einen Zettel in die Hand gedrückt auf dem in Großbuchstaben "Sagra" steht.
Nach besagten 2 Kreisverkehren schauen wir rechts und links nach besagter Firma und befinden uns plötzlich mitten in einem Gewimmel von kleinen Gässchen, alles natürlich Einbahnstraßen.
Auf der rechten Seite steht ein Auto in zweiter Reihe vor einer Bar, wir kommen nicht vorbei, hinter uns wird wild gehupt, als nach ein paar Minuten der Besitzer mit einem Baguette in der Hand heran schlendert und sich gemütlich von dannen macht.
Während des Wartens bin ich dahinter gekommen, dass es sich bei "Sagra" um eine Straße handelt, Google spuckt dann den Standort des Büros aus. Das befindet sich in einer kleinen Gasse, die gar nicht befahren werden darf. Also nochmals rum um den Block, da sehen wir am Kopfende der Straße einen Transporter mit Gasflaschen parken. Liebling stellt sich hinter ihn, ich sprinte in das Büro: es ist 13.55 Uhr, um 14 Uhr macht der Laden dicht.
Mit einigen Schwierigkeiten erkläre ich unseren Wunsch, dann geht es schnell: der Vertrag wird gemacht, nach 10 Minuten geht der Mann mit mir raus an den Transporter, damit ich die Gasflasche in Empfang nehmen kann. Und alle bekommen wir große Augen: Wombl ist weg.
Wir schauen um jede Ecke: nix. Mein Handy liegt natürlich im Womo, der Gasmann drückt mir gerade seins in die Hand, als mein Altargeschenk angefahren kommt: ihn hat die Polizei weg geschickt, so musste er erst nochmals um den ganzen Block.
Endlich können wir die Gasflasche einladen, jetzt müssen wir nur noch wieder raus aus dem Gewimmel. Dabei verabschiedet sich eine der unteren linken Begrenzungsleuchten beim Kontakt mit einem parkenden Motorrad (nix sonst passiert).
Die Nerven vibrieren und Liebling ist nass geschwitzt.
Als wir endlich wieder auf der Bahn sind, beschließen wir, es für heute gut sein zu lassen und suchen uns nen Übernachtungsplatz. Der ist ruhig, mitten in der Natur, wir hören nur die Vögel zwitschern.
Gut so.