Sonntag, 26. Juni 2022

Urlaub, aber nicht so richtig

22.06.2022, Friedrichshafen - Neu-Ulm

Wir sind mal wieder unterwegs. So ne richtige Urlaubsreise ist das allerdings nicht: ich begleite Liebling ins Krankenhaus.

Aufmerksame Leser wissen um die Probleme mit seinem Kreuz, die immer schlimmer wurden. Am Freitag hat er nun OP-Termin in der Uniklinik Ulm, morgen früh um 9 Uhr muss er einrücken.

Morgens sind wir noch unterwegs: zum Doc, um die Einweispapiere abzuholen und zum Testzentrum, um den geforderten PCR machen zu lassen.

Nachmittags fahren wir auf den Stellplatz am Donaubad in Neu Ulm. Und haben mal wieder Glück: ein einziger Platz ist um 16.30Uhr noch frei! Es gibt zwar nebenan auf dem Parkplatz noch Ausweichmöglichkeiten, an einem Tag wie heute ist der allerdings von PKW's zugeparkt. Da ich ja eh ein paar Tage länger hier bleibe, bin ich froh, auf dem offiziellen Platz zu stehen, um mich auch ein wenig ausbreiten zu können.


Wir erkunden den Platz und essen im Bistro ne Kleinigkeit.



Das Taxi für morgen früh ist bestellt, nun sitzen wir noch ein bissi gemütlich zusammen. Da es immer wieder nieselt, halt nicht draußen, dafür freuen wir uns über angenehme Temperaturen.

23.06.2022, Neu-Ulm - Uniklinik Ulm - Neu-Ulm

Die Nacht ist recht durchwachsen, Nervosität und Schmerzen verhindern einen guten Schlaf. Auch das Frühstück schmeckt nicht richtig - der Magen ist wie zugeschnürt.

Das Taxi ist überpünktlich da, die Aufnahme geht flott und viertel vor 9 sind wir schon auf Station.


Wir sollen uns auf die Stühle setzen, es kommt gleich jemand. Zwischen warten und warten wird die Stationsaufnahme gemacht, dann warten, Blutabnahme, warten, warten, dann Arztgespräch. Es ist 12 Uhr, nun sollen wir zur Anästhesieaufklärung 4 Stockwerke tiefer. Dort sitzen Leute über Leute, auch einige, die ihrem Unmut lautstark Luft machen!

Das ist genau die Sorte, die Sonntag Nacht in der ZNA aufschlagen, weil sie sich vor 4 Tagen den Zehennagel eingerissen haben, der weh tut und dann das Personal aufmischen, weil sie nicht sofort dran kommen.

Eine Anästhesieaufklärung dauert nun mal und genau diese Sorte Menschen sind die ersten, die den Arzt, das Krankenhaus und Gott und die Welt verklagen, sollte es zu Problemen während der Operation kommen und die Aufklärung ist nicht penibel dokumentiert.

Besonders schlimm ist ein ungefähr 20 jähriges Kerlchen, der sich immer wieder die Maske vom Gesicht zieht und demonstrativ nach Luft schnappt. Er ist ununterbrochen am schimpfen und maulen, weil er schon seit 9 Uhr da ist (meine ebenso lauter Kommentar: "Na und, wir auch!"), telefoniert lautstark (dazu muss man die Maske natürlich absetzen) und erklärt empört ins Handy, dass er sein Auto heute nicht abholen kann, weil die in diesem Scheixxladen lieber Mittagspause machen, als zu arbeiten. In mir brodelt es, aber sowas von.

Am Ende des Flurs ist eine Balkontür offen, auf dem zwei große Schilder angebracht sind: "Kein Ausgang" und "Hier ist KEIN Raucherbereich!" Und was macht der Jüngling? Marschiert da raus, zündet sich eine Zigarette an und bläst den Rauch in den Flur. Mir reicht es jetzt: "Wenn Sie schon nicht lesen können, geschenkt, man kann nicht alles haben. Aber Sie können wenigstens um die Ecke gehen und uns nicht alle mit Ihrem Rauch voll blasen!" Pikiert und sichtlich verärgert geht er ein paar Schritte auf die Seite, steht dabei vor dem Fenster des Stationszimmers und wird prompt von der Schwester zusammengefaltet: "Machen Sie sofort die Zigarette aus! Und wehe, Sie werfen sie auf den Boden!" Ich kann mir ein lautes Lachen nicht verkneifen, als er sichtlich wütend an uns vorbei läuft und sich hinsetzt. Die Maske baumelt immer noch dekorativ am Hals. Ich hab grad so nen Lauf: "Es gibt Leute, die tun, als ob sie unter der Maske ersticken, aber Zigarettenqualm ist ok! MASKE AUF!" Und siehe da: wenn auch knurrig, aber die Maske bleibt ab sofort oben!

Endlich wird auch Liebling aufgerufen und um 14 Uhr sind wir wieder auf Station. Das Bett ist leider immer noch nicht fertig. Wir sollen mal nen Kaffee trinken gehen, ab 15 Uhr darf das Zimmer nach einer Grunddesinfektion erst wieder betreten werden.


Letztendlich um 16 Uhr kann Liebling sich mal hinlegen - vor Schmerzen hält er es schon fast nicht mehr aus. Ein paar Medis und flaches Liegen helfen und so verabschiede ich mich mit den besten Wünschen. Morgen früh steht er als erstes auf dem OP Plan.

Mit dem Bus geht es für mich zurück zu Wombl. So voll der Platz gestern war, so leer ist er heute.

Wombl hat erhöhte Temperatur, erstmal werden sämtliche Türen und Fenster aufgerissen und ein paar Ventilatoren zum Arbeiten geschickt.



Ich sitzt erst mal mit einem kühlen Getränk hinters Womo und vermisse bereits mein Altargeschenk. Ohne ist einfach alles doof...


Später mache ich mir ein einsames Essen: Leberspätzle und Salat.



Und zum Abschluss ein Eis.


24.06.2022, Neu-Ulm

Was für ein Tag!

Morgens um 6.30 Uhr wünsche ich meinem Altargeschenk alles Gute für die OP und zünde ne Kerze an.

Da es verspricht, wieder ein genauso heißer Tag zu werden wie gestern, fahre ich erstmal die Markise raus, um zumindest etwas Schatten zu haben. Beim rauskurbeln fällt mir fast einer der Stützfüße auf den Kopf: eine der Halterungen in der Front ist gebrochen. Zum Glück gibt es in diesem Womohaushalt Panzerband, mit dem sich alles fixieren lässt! 😁



Um 9 meldet sich Liebling wieder, dass er immer noch wartet, obwohl er schon prämediziert ist. Diese Meldungen kommen im Viertelstundentakt, ohne dass er den Grund für die Verspätung erfährt. Gegen 11 Uhr ist er so angefressen, dass er in Flügelhemd und Netzhöschen ins Stationszimmer spaziert und lautstark ne Erklärung fordert. Sofort ist ein Doc da und verspricht ihm, dass er im OP nachfragt und ihm einen baldigen Beginn verspricht. Liebling ist hungrig und durstig und hat inzwischen aber so richtig schlechte Laune.

Um 13 Uhr rufe ich auf Station an und erfahre dann: es gab nachts einen Notfall, der seit 7 Uhr operiert wird, aber sie hoffen, dass sie bald fertig sind, dann kommt mein Altargeschenk dran. Ich sage, dass ich das verstehe, dass es mein Mann bestimmt auch verstanden hätte, wenn man ihm das so kommuniziert hätte und ihn nicht nur im Ungewissen gelassen hätte.

Um 16 Uhr bekommt er die Info: er darf übers Wochenende heim, muss am Montag um 16 Uhr wieder einrücken und kommt dann am Dienstag dran. Hoffentlich.

Und so kommt um 17 Uhr ein Taxi mit einem hungrigen Mann angefahren, immer noch knurrig ob des vertanen Tages, aber auch froh über ein entspanntes WE.

Schnell mache ich uns Debreziner und Kartoffelsalat. Nachdem Liebling satt ist, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Trotz inzwischen einsetzendem Gewitter und Starkregen.

25.06.2022, Neu-Ulm

Ziemlich spät ist Liebling eingeschlafen und so lasse ich ihn schnorcheln, bis er um 11 Uhr aufsteht.

Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir erst mal die Markise raus - ein weiterer sonniger, warmer Tag steht an. Alle Ventilatoren laufen, so kann man es aber aushalten.



Gegen später fahren wir zum einkaufen mit dem Bus in die Stadt - auf ein langes WE zu zweit sind wir essenstechnisch nicht eingestellt. Zum Glück gibt es in den Läden so viel, dass sie es sogar verkaufen. 😉

Und so gibt es abends Steaks von unserem neuen Elektrogrill (Test bestanden) mit Kartoffelsalat.





Das schmeckt vom neuen Tisch (8 Kilo leichter - ideal für Kreuzlahme) und auf neuen Stühlen (nach 12 Jahren durchgesessen) noch besser!

Zum Nachtisch noch einen Obstteller, dann lassen wir den Abend vor Wombl ausklingen.



Irre, wieviele Womos unterwegs sind: selbst wenn der Platz doppelt so groß wäre (49 Plätze), wäre er noch zu klein. Ununterbrochen kommen neue Fahrzeuge auf der Suche nach einer Übernachtungsstelle. Der nebenan liegende Parkplatz ist inzwischen auch voll, so müssen viele unverrichteter Dinge weiter fahren.

GsD steht Wombl!




Donnerstag, 9. Juni 2022

Zurück nach Deutschland! 05. - 15.05.2022, Tage 70 - 81

05.05.2022, Tag 70, Klüsserath

Ein weiterer ruhiger Tag an der Mosel liegt vor uns. Wir sitzen in der Sonne, lesen, stricken, lassen uns vom "Bimmel-Bimmel-Auto" (Bezeichnung meines Murkels für das Eisauto) ein Eis munden und den lieben Herrgott einen guten Mann sein.



Abends gibt es Pellkartoffeln mit frischen Matjes, als Nachtisch ein paar Weintrauben.


06.05.2022, Tag 71, Klüsserath - Dormagen

Während wir morgens nach dem Aufwachen die Aussicht auf die Mosel genießen, überlegen wir uns, wo wir heute hinfahren.


Weiterzufahren ins Münsterland macht wenig Sinn, wenn wir immer noch nicht ins KH dürfen, da machen wir uns lieber noch ein paar schöne Tage am Rhein. Wenn Dienstag die Quarantäne endet, reicht es auch, wenn wir Montag da sind.



Ich suche uns ein paar Plätzchen am Rhein aus. Der erste Platz liegt in der Nähe von Leverkusen. Der ist zu dreivierteln gesperrt, weil Baumaschinen drauf stehen, der Rest ist belegt. Heute ist wirklich nicht unser Tag: belegt, kein Hinkommen, weil Durchfahrt gesperrt, für Womos verboten, vom Schützenfest belegt, nochmals voll. 

Iwann fahren wir vor lauter Verzweiflung einen Campingplatz an, der sehr schön liegt, aber auch keinen Platz frei hat: es ist Freitag und sie sind bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Der Rhein macht hier eine große Schleife und wir haben die Hoffnung, dass innerhalb der Schleife ein Plätzchen für uns zu finden ist. Deshalb setzen wir über. Früher wäre mir bei der Aktion himmelangst geworden und ich hätte mich schlichtweg geweigert, auf die Fähre zu gehen - der Schock, als wir bei unserer Sardinienreise von 4 Auf- und Abfahrten dreimal aufgesetzt und uns die gesamte hintere Traverse demoliert haben, sitzt immer noch tief. Doch inzwischen hat Wombl Rammschutzrollen und eine Zusatzluftfeder hinten: der Arsch wird hoch gepumpt und dann geht's easy auf die Fähre!



Auch auf der anderen Rheinseite ist alles, was möglich ist, belegt, also fahren wir auf den nächsten Campingplatz. Ich bekomme schon ganz sehnsüchtige Augen: ganz vorne, direkt am Strand, sind zwei Plätze frei. Doch die Besitzerin erklärt uns, dass sie ausgebucht sind. Auf meine Frage nach den beiden Plätzen kommt die Gegenfrage: "Brauchen Sie Strom?" was von uns verneint wird. Das wäre prima, dann könnte sie uns für eine Nacht unterbringen. Ich bin ganz happy und hole schnell Bargeld aus Wombl, da Kartenzahlung nicht akzeptiert wird, während Liebling die übrigen Formalitäten erledigt. Nach der Bezahlung gehe ich zu den Plätzen am Rhein, doch Liebling winkt ab: da dürfen wir nicht hin, er fährt schon mal vor. Und so landen wir ziemlich hinten drin, mit Blick auf die Wiese und keinen auf den Rhein. Jetzt bin ich grad froh, dass wir nur für eine Nacht untergekommen sind, auch wenn die Betreiberin später noch vorbei kommt, um uns zu sagen, dass wir doch länger bleiben können, wenn wir wollen. Nein, wir wollen nicht!

Erst mache ich uns was zu essen: scharfe Mango, Avocado und Mozzarella als Vorspeise, Bratwürste und Kartoffelsalat hinterher.



Der Platz ist ganz hübsch, aber nur, wenn man auch vorne steht. Es springen reichlich Hühner herum und der Sandstrand im Sonnenuntergang ist bombastisch!







07.05.2022, Tag 72, Dormagen - Ascheberg

Sehr früh am Morgen bekommen wir eine beunruhigende Whatsapp: wir haben eine Sondergenehmigung, um den Schwager zu besuchen. Da klingeln natürlich alle Alarmglocken! Wir packen zusammen und sind um 11 Uhr bereits in Ascheberg.


Schnell noch einen Test und dann ab ins Krankenhaus. Glücklicherweise stellt sich alles nicht so schlimm dar: der Schwager wurde frei getestet und liegt alleine im Zimmer, deshalb dürfen wir da auch rein. So langsam beruhigen sich damit auch die vibrierenden Nerven.

08. - 13.05.2022, Tage 73 - 79, Ascheberg

Viel will ich hierüber gar nicht erzählen, nur so viel: der Schwager ist schwer krank, es ist aber noch nicht lebensbedrohlich.

So verbringen wir die Tage zwischen Teststation und Krankenhaus. haben aber immer noch genügend Zeit, auch ein bissi zusammen zu sitzen,





zu kochen,



essen zu gehen, den Garten zu genießen



oder der örtlichen Eisdiele einen Besuch abzustatten.





Auch Muttertag wird nicht vergessen!


Am Freitag Nachmittag fahren wir nochmals ins Krankenhaus, morgen soll es dann Richtung Heimat gehen. Nach so langer Zeit warten auf uns wichtige Termine.

14.04.2022, Tag 80, Ascheberg - Marktbreit

Nach einer ziemlich emotionalen Verabschiedung fahren wir auf die Bahn. Da in Lüdenscheid immer noch Vollsperrung herrscht, können wir entweder über Köln oder Kassel fahren. Wir entscheiden uns für Kassel und den Main als Zwischenstation.

Die Fahrt ist entspannt, geht vorbei an blühenden Rapsfeldern und grünen Wiesen. Was für ein Unterschied zu unserer Abreise im Februar, als wir in Leutkirch sogar noch Schnee hatten.





Wir kommen in Marktbreit an, die Zufahrt zu unserem ausgesuchten Platz ist inzwischen verlegt. Da die ganze Verkehrsführung geändert ist, müssen wir nochmals raus aus dem Ort und am Kreisverkehr drehen. Und da entdeckt mein Altargeschenk eine versteckte Zufahrt zu einem ewig langgestreckten Platz direkt am Main. Hier bleiben wir!



Ich schnibbel uns einen Wurstsalat zusammen, den wir ganz gemütlich vor dem Womo sitzend verspeisen.








Die Ruhe, die Aussicht, das schöne Wetter: ich sage zu meinem Altargeschenk, dass ich hier bis ans Ende meiner Tage sitzen bleiben könnte.







Doch auch die schönsten Stunden gehen zu Ende. Mit diesem Sonnenuntergang und der Aussicht aus dem Schlafzimmerfenster kann man in Ruhe einschlafen.





Selbst mitten in der Nacht ist es so windstill und ruhig, dass die Spiegelungen fast identisch sind.



15.05.2022, Tag 81, Marktbreit - Friedrichshafen

Und so machen wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück und nochmaligem Aufsaugen dieser wunderbaren Landschaft am Tag 81 unserer Reise auf den Weg nach Hause. Dieser letzte Tag war richtiges Seelenbalsam!




Das schöne Wetter begleitet uns nach Hause, dort erwartet uns eine Blumenpracht rund ums Haus.






Mein alter Vater ist überglücklich, uns nach knapp 12 Wochen wieder in die Arme schließen zu können. Das feiern wir, indem wir abends gemeinsam essen gehen.




Und so endet unsere Reise heute hier. Wir hoffen sehr, dass wir nicht mehr so lange warten müssen, wie das letzte Mal, bevor wir wieder auf die Gass dürfen.

Jetzt müssen wir uns erstmal um unsere Familie, viele Termine, Lieblings Gesundheit und Wombls und Rollers TÜV kümmern,

Aber: NACH DER REISE IST VOR DER REISE!!!