Ich hab nicht schlecht gestaunt, als ich auf der Einladung gelesen habe, wo unsere diesjährige Weihnachtsfeier stattfindet: auf der alten Dialysestation! Abschied.
Und so betrete ich mit etwas gemischten Gefühlen das Gebäude. Vor 28 Jahren war es damals der Neubau, in dem ich meine ersten Erfahrungen mit Dialyse gemacht habe. Fast 25 Jahre bin ich hier tagaus, tagein zur Arbeit gegangen und habe diese Arbeit so leidenschaftlich gerne gemacht, dass ich von Liebling oft den Vorwurf hören musste: "Bist du eigentlich mit der Dialyse verheiratet oder mit mir?!"
So richtig kann ich mir nicht vorstellen, dass ca. 120 Leute in einen Raum sitzen sollen, in dem vorher 12 Betten samt Maschinen standen. Aber es passt. Vier lange Tischreihen finden Platz. Es ist etwas eng kuschlig - so eng kommen wir bestimmt nie wieder zusammen. Die Wände sind kahl - das fällt mir erst auf, als mein Blick im Lauf des Abends oft auf die große Wand fällt, an der die Uhr eben nicht mehr hängt.
Von den ganzen Kolleginnen ist gerade noch eine dabei, die mit mir zusammen damals als Schwester auf dieser Station angefangen hat. Ganze Bücher könnten wir über unsere Erlebnisse schreiben. Mit Sicherheit vergesse ich auch nie deren Anblick: dicke Blutkoagel in ihren langen,blonden Haaren, als ein System mal explodiert ist... *g*
Im "gelben" (für Hep. pos. Patienten) Zimmer ist das warme Büffet aufgebaut, im 4er Zimmer das Vorspeisen- und später das Nachtischbüffet. Und dieses Essen ist richtig klasse!!! Da verdräng ich auch mal ganz schnell, dass diese fiesen Kohlehydrate bei mir eigentlich Besuchsverbot haben!
Die Theke ist abgerissen - darauf findet eine 4-köpfige Band ihren Platz. Die Akustik in diesen Räumen ist allerdings so mies, dass man kaum etwas hört. Seis drum!
Explizit nehme ich Abschied von den 2 Stufen, die ich vor Jahren im Flug genommen habe und mir dabei meinen Knöchel ziemlich vermatscht habe. Väterle fällt mir ein: "Es ist nix so schlecht, dass nicht auch noch was Gutes dabei heraus kommt!" Er hat, wie immer, wieder recht. Seit fast 4 Jahren habe ich einen geilen Job - im Sitzen, da ich den Sprint zwischen Betten und Dialysemaschinen seither nicht mehr schaffe.
Später spielen wir "Dalli-Klick", das eine Kollegin und ich für unsere Gruppe im Alleingang gewinnen. Um dann später zuzuschauen, wie drei andere unseres Teams per Glücksfeeentscheid die Preise einstecken: ein Navi, ein iPod touch und ein Laptop... shit happens...
Insgesamt gesehen war es ein schöner Abend: tolles Essen, nette Gespräche, massig Sentimentalität und viele Gesichter, die man selten sieht (Nachtschicht, Dialyse Ravensburg, ...)
Sogar unser altes Steckbecken war zum Abschied verschönt worden! *lach*
P.S.: Unserem Chef wünsche ich, dass er einen Rhetorikkurs vom Christkind bekommt. Seine Ansprache fiel mal wieder in die Kategorie "lieb und gut gemeint".
Gaaaaaaaaaaaaaaaaanz liebe Grüße aus München! :-)
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