Dienstag, 17. August 2021

Fast wäre es das nächste ...Siel geworden

13.08.2021, Wilhelmshaven

Meinem Altargeschenk geht es immer noch nicht gut - es ist einfach ein Kreuz mit dem Kreuz. So verbringt er den halben Tag im Stufenbett, dazwischen reibe ich ihn ein, versorge ihn mit Medis und Essen.

Mittags geht es ihm etwas besser, so radeln wir zum nächstgelegenen Discounter, um unsere Vorräte etwas aufzufüllen.

Später ist noch ein kleiner Spaziergang auf dem Strandweg und ein Gespräch mit einer anderen Womobesatzung aus Tettnang, der Nachbarstadt von Friedrichshafen, drin. Die meiste Zeit sitze ich mit dem Stuhl vor dem Womo, schaue auf das Wasser und beobachte das bunte Treiben um mich rum. Bis auf die Zeit, wenn es plötzlich aus heiterem Himmel anfängt zu regnen, um fünf Minuten später wieder sonnig zu werden... 



So schlecht kann es Liebling aber gar nicht gehen, dass er nicht auf dumme Ideen kommt: man nehme zwei unschuldige Kuscheltiere, eine Minisalami und einen versauten Kranken, dem offensichtlich langweilig ist... 🙈🙊


14.08.2021, Wilhelmshaven

Vom Kreuz geht es Liebling heute etwas besser, jetzt hat er es mit dem Magen: ihm ist leicht kodderig. Wenn er sogar Tee seinem heißgeliebten Kaffee vorzieht, weiß ich, was die Stunde geschlagen hat.

Die meiste Zeit verbringen wir in unseren Stühlen, zumindest wenn es das Wetter zulässt. Wir sind heute seit 5 Wochen unterwegs, dabei waren genau 5 Tage, an denen es nicht geregnet hat, seit den drei Wochen an der Nordsee sind es sogar nur 2 Tage. Da ist echt noch Luft nach oben...


Später mache ich uns einen Flammkuchen mit Salat. So richtig Hunger hat Liebling aber nicht und es bleibt noch reichlich übrig. Dann lieber einen Pfefferminztee.




15.08.2021, Wilhelmshaven

Auch der heutige Tag verläuft ruhig und ist ganz auf meinen Patienten ausgerichtet. Keine Ahnung, wo er sich Magen-Darm eingefangen hat. So bleibt der Radius zwischen Wombl, dem Stuhl davor und einem kleinen Spaziergang begrenzt.

Es ist Sonntag und der Platz leert sich ziemlich. Die zweite Reihe ist fast komplett leer, auch in erster Reihe sind viele Lücken, so auch links neben uns. Bis ein Womo einparkt, das schon ziemlich knapp, nochmals zurück setzt und noch ein Stück näher an uns heran rückt. Wenn ich jetzt mein Küchenfenster aufmache, kann ich locker was in die Küche des Nachbarn was rüber reichen.



Ich gehe raus, weil ich mit den Neuankömmlingen reden will und sehe, dass zwischen zwei Womos ein Tisch aufgebaut ist, an dem 4 Erwachsene und 3 Kinder sitzen. Auf meine freundliche Nachfrage erklären mir die Leute nicht minder freundlich, dass sie hier nur was essen wollen und dann wieder fahren, weil es ihnen hier zu eng ist. Das kannste dir nicht ausdenken...

Für Lieblings rebellischen Magen gibt es heute nur ein Rührei und etwas Schinken und Käse.

16.08.2021, Wilhelmshaven - Burhave

Aus unserem Wohnmobil wird mal wieder ein Reisemobil und wir nehmen erneut ein weiteres Stück der Nordseeküste unter die Räder.

Unser erstes Ziel ist der Stellplatz in Fedderwaddersiel am Jachthafen. Er liegt schön, in erster Reihe sind auch einige Plätze frei. Hier erweist sich die Krux: sie sind etwas erhöht, der Untergrund ist Rasen. Da es auch heute immer wieder regnet, ist der Boden weich und tiefe Spuren im Boden zeigen uns, dass schon mehrere Besatzungen ihre Schwierigkeiten hatten, die Stellen anzufahren, bzw. wieder zu verlassen. Das wollen wir nicht riskieren. 

Wir sehen, dass nebenan noch ein Platz ist, auf dem Womos stehen - der muss offensichtlich neu sein, denn er ist auf keinem Führer drin. Wir fahren rüber und sind sehr erfreut, dass einige Plätze mit Platten ausgelegt sind. Ganz vorne ist eine dieser Stellen frei und wir parken Wombl ein. Offensichtlich handelt es sich um einen alten Campingplatz, der inzwischen zum Womo-, Van- und Bulliplatz umfunktioniert wurde. Die versiegelten Plätze waren wohl mal von Dauercampern belegt. Auch zwei Sanitärcontainer stehen da. Wir sind recht angetan von dem Platz und der Aussicht aufs Meer. Ich will mich anmelden gehen und entdecke, dass der Platz zum daneben liegenden Knaus-Camping gehört. 27€/N + KT soll er kosten, wer noch auf Strom angewiesen ist, muss nochmals 4€ löhnen. Zum Vergleich: der daneben liegende Stellplatz ruft 12€ pro Nacht auf. 

Den Campingplatzpreis sind wir nicht bereit zu zahlen, das ist uns echt zu viel. Deshalb bauen wir wieder ab und fahren weiter. Allerdings nur 2 km bis Burhave. Da gibt es auch einen Knaus-Camping, der hat nebenan, direkt an der Nordsee, eine große Wiese als Reisemobilstellplatz ausgewiesen. Hier gefällt es uns und wir stellen Wombl ab.



Anschließend erkunden wir erst mal die Umgebung.






Wieder zurück in Wombl mache ich meinem Patienten, dessen Magen immer noch nicht richtig aufnahmefähig ist, erst einen Magen-Darm-Tee und dann ein paar Kartoffeln mit Soße und ein bissi Butter. Diese Schonkost tut ihm offensichtlich gut.

Es kommt ziemlich Wind auf und es fängt - mal wieder - an zu regnen.

17.08.2021, Burhave

In der Nacht werden wir gehörig durchgeschüttelt, außerdem gehen sintflutartige Regengüsse nieder, stundenlang trommelt es aufs Womodach. Das hält wach und so lese ich ein paar Nachrichten. Und bekomme mit, dass im Landkreis Aurich, nicht weit weg von uns, ein Tornado durchgezogen ist, Häuser abgedeckt und teils komplett verwüstet hat, Bäume  ausgerissen und Womos durch die Luft gewirbelt hat. Das trägt nicht gerade zu einem erholsamen Schlaf bei. Jedes Mal, wenn der Wind an Wombl rüttelt, bricht mir der Angstschweiß aus.

Morgens ist die ganze Wiese ein See und völlig durchweicht. Wie wir da unser 5,5 to schweres Gefährt wieder herausbekommen ohne uns festzufahren, wissen die Götter...




Wir entdecken, dass auf einer der münzbetriebenen Steckdosen 85kwh, in Worten fünfundachtzig!!! Kilowattstunden drauf sind, bei einem Preis von 0,70€/kwh hat da jemand schlappe 60€ eingeworfen. Nun denn, wir stöpseln uns an - so kann ich mal wieder meinen Slowcooker benutzen. Für eine Bolognese. Die wird richtig lecker! Zwar ohne Spaghetti, weil nicht mehr an Bord, schmeckt aber genau so gut mit Bandnudeln.


Zum Nachtisch gibts Ananas mit Eis.


Unser Verdauungsspaziergang führt uns, da es gerade mal ein bissi trocken ist, nach Burhave hinein. Und auf jedes zweite Bänkchen. Sobald Liebling ein paar Schritte läuft, macht sein Spinalkanal zu und nix geht mehr. Ein paar Minuten sitzen und alles ist wieder gut. Nennt sich Claudicatio spinalis oder auch Schaufensterkrankheit. 

So kann es nicht weiter gehen, mein Altargeschenk muss zum Doc und vielleicht mal wieder in die Röhre. Der Wetterbericht für die nächsten Tage sieht auch nicht sehr prickelnd aus: viel Wind mit Sturmböen und Regen. Noch mehr Regen.

Wir unterhalten uns darüber und es reift ein schneller Entschluss: wir brechen morgen unsere Zelte ab und machen uns langsam wieder Richtung Heimat auf. Auf dem Rückweg werden wir erst nochmals im Münsterland bei Liebling zuhause Halt machen, werden meine Verwandtschaft in der Pfalz besuchen, anschließend noch etwas Wellness in Bad Dürrheim machen, so dass wir Mitte, spätestens Ende nächster Woche wieder zu Hause sind.





Donnerstag, 12. August 2021

Von ...Siel zu ...Haven

06.08.2021, Harlesiel-Carolinensiel

Das Wetter ist durchwachsen: mal scheint die Sonne, dann kommt ein kräftiger Regenschauer, deren Nässe 10 Minuten später schon wieder von der Sonne getrocknet wird. Wir bewegen uns also immer hin und her: rein in Wombl, raus aus Wombl. Aber ich will nicht meckern: grundsätzlich passt das Wetter schon, wir können uns nicht beklagen.

Mittags spazieren wir zum nahegelegenen Restaurant "Wattkieker" und essen dort eine Scholle. Davon habe ich allerdings schon viele bessere gegessen: blass, lummelig und ohne Geschmack. Haken wir unter der Kategorie "kv" (kannst vergessen) ab.


In der Stellplatzgebühr ist auch der Eintritt ins Meerwasserschwimmbad enthalten. Gerne wären wir schon öfters eine Runde schwimmen gegangen, die meterlangen Schlangen am Eintritt haben uns immer davon abgehalten. Pandemiebedingt dürfen nur 50 Personen im Bad sein, also kann immer nur jemand rein, wenn einer das Bad verlässt.



Heute ist das anders - der Andrang ist wetterbedingt quasi nicht vorhanden. Also ziehen wir ein paar Bahnen und kommen gerade wieder ins Womo, bevor wir erneut nass werden.

Kaum haben sich die Regenwolken wieder verzogen, klopft es an die Womotür: draußen steht eine lächelnde Frau, die sich auch gleich vorstellt: ihr Name ist Sandra. Wir kennen uns virtuell bestimmt schon 8 Jahre über verschiedene Womogruppen bei Facebook, sie wohnt nur ein paar Kilometer entfernt und hat mit ihrer Familie einen kleinen Ausflug gemacht, als ihr plötzlich Wombl aufgefallen ist, das mit seinem prägnanten Hinterteil auch nicht zu übersehen ist.

Ich finde solche Bekanntschaften einfach toll: man schreibt und liest schon viele Jahre von- und miteinander und plötzlich steht man live und in Farbe voreinander.



07.08.2021, Harlesiel-Carolinensiel

Heute morgen weckt uns eine strahlende Sonne! Das lassen wir uns nicht entgehen und sitzen nach einem ausgiebigen Frühstück vor Wombl.





Mittags gehen wir etwas an den Strand und schauen den vielen Wattwanderern zu.



Gegen Abend radeln wir zum Hofcafé Schilds - dort gibt es heute Schnitzelbuffet.


Das ist mal richtig lecker! Wir sitzen wieder draußen im Garten und beobachten den Himmel mit seinen aufziehenden Wolken. So richtig gemütlich können wir bei der Aussicht nicht sitzen bleiben und machen uns lieber schnellstens auf den Rückweg. Und richtig: wir kommen gerade bei Wombl an, als der Himmel seine Schleusen öffnet. Bis wir unsere Räder abgeschlossen haben, hat uns der prasselnde Regen schon durchweicht. Schnell rein ins Womo und das Unwetter von drinnen beobachten!


Mal wieder Glück gehabt!

08.08.2021, Harlesiel-Carolinensiel

Auch heute wechselt sich die Sonne mit wechselnden Schauern ab und wir verbringen unsere Zeit mit lesen und TV schauen. 

Als es gerade mal wieder aufklart, gehen wir an den Strand: heute findet hier ein Treckertreffen statt. Hier stehen Traktoren, die schon vor dem Krieg gebaut wurden und minutenlang vorgewärmt werden müssen, bevor sie mit einem lauten Knall und dicken schwarzen Rauchwolken aus dem Schornstein starten.




Leider triggert mich dieses Treffen mehr als ich erwartet habe: mein vor 6 Wochen verstorbener Schwager hatte einen alten Kramer-Traktor, mit dem er auch leidenschaftlich gerne auf Treffen und Ausfahrten fuhr. So kämpfe ich mehr oder weniger ergebnislos gegen Tränen, weil ich mir vorstellen kann, dass er hier seine helle Freude gehabt hätte.







Kaum sind wir wieder bei Wombl angekommen, klopft es erneut an die Tür. Draußen steht der Bärenmann - so genannt, weil er die Carthago-Bären herstellt und in unserer Gruppe verkauft. Unsere Bärenfamilie CurtHugo ist bei Olaf geschlüpft.


Wir haben uns vor ein paar Jahren bei einem Cathago-Treffen in Füssen kennen gelernt, bei unserer letzten Überwinterung in Spanien haben wir ne Zeitlang nebeneinander gestanden und Zeit miteinander verbracht. Er wohnt nicht weit weg, war auf einem Ausflug und hat zufällig Wombl hier stehen sehen. Da ist die Freude natürlich groß!

09.08.2021, Harlesiel-Carolinensiel - Wilhelmshaven

Jaaa, ihr lest richtig: wir ziehen tatsächlich weiter! Unterwegs halten wir in Schillig an einem kleinen Freistehplatz, der es dann aber doch nicht wird.



Da dieser Platz iwo im Nirgendwo liegt, unser nächstes Ziel nun Wilhelmshaven heißt, führt uns das Navi durch die kleinsten Dörfer und schmalsten Straßen. Wir sind froh, als nach einigen Kilometern wieder eine Bundesstraße auf uns wartet.


Unterwegs decken wir uns bei einem Supermarkt mit ein paar Lebensmitteln ein und fahren dann den Stellplatz auf dem Fliegerdeich in Wilhelmshaven an. Der liegt perfekt: vor uns der Jadebusen, hinter uns der Bantersee.




Wir haben im Supermarkt Hackepeter mitgenommen, also gibt es erst mal ein herzhaftes Vesper mit Mettbrötchen und viiiiiel Zwiebeln.

Dann radeln wir in die Stadt, bummeln etwas durch die Altstadt, shoppen, trinken Kaffee und essen ein Fischbrötchen. Um ein paar Euro ärmer, satt und zufrieden verbringen wir den Abend im Womo.

10.08.2021 Wilhelmshaven

Der heutige Tag beginnt mit Regen. Und setzt sich fort mit Regen - mal mehr, mal weniger. Wir faulenzen, bis am späten Nachmittag doch noch die Sonne raus kommt und wir uns aufs Radl schwingen können.

Wir besuchen den nächstgelegenen Stellplatz auf der Schleuseninsel und drehen voll Grausen ganz schnell wieder um, als wir ihn ansichtig werden: Voll und ungepflegt, erinnert eher an ein Lager eines fahrenden Volkes. Mann, sind wir froh, dass wir so toll stehen!

An Marineschiffen vorbei führt uns der Weg wieder zurück.







11.08.2021, Wilhelmshaven

Laut Wetterbericht sollen die Aussichten ab sofort besser werden und so freuen wir uns schon beim Aufstehen über die Sonne, die einen schönen Tag verheißt.

Wir setzen uns vor Wombl und genießen die warmen Strahlen und die Aussicht aufs Wasser



Liebling hat in den letzten Wochen wieder verstärkt mit Kreuzschmerzen zu tun, die, sollten sie nicht besser werden, uns wohl bald zur Rückreise zwingen werden. Noch versucht er es aber mit Übungen, ich versorge ihn mit Medis, reibe ihn ein, baue ihm ein Stufenbett und hoffe, dass es sich nicht verschlimmert. Wenn er iwo die Möglichkeit hat, dehnt er sich. Da passt es, dass direkt vor Wombl ein Geländer ist.



Da radeln besser geht wie laufen, schwingen wir uns wieder auf die Bikes und steuern erneut die Altstadt an. Ein Chinamann kommt uns gerade recht - ist schon ewig her, dass wir mal chinesisch essen waren.




Dann nehmen wir ein Stück des Banter-See-Rundwegs unter die Reifen. 






Unterwegs kommen wir an riesigen Brombeerbüschen vorbei, wo wir natürlich sofort anfangen zu pflücken. Die Ausbeute kann sich sehen lassen!





Es ist warm, es ist Flut und je länger ich aufs Wasser schaue, desto mehr überkommt mich die Lust zu schwimmen.



Also noch mal aufs Rad und die paar Meter zum Freibad hinter uns gebracht. 




Hach, ist das schön! Und das erste Mal dieses Jahr, dass ich mal wieder in einem offenen Gewässer schwimme!


12.08.2021, Wilhlemshaven

Ein fauler Tag erwartet uns: Liebling geht es weiterhin nicht so gut. Nachdem ich ihn verarztet habe, legt er sich erstmal ins Stufenbett


Ich setze mich mit einem Buch in die Sonne und erfreue mich an der Aussicht.


Gegen Nachmittag radeln wir nochmals zum schwimmen. Heute bleiben wir etwas länger - ich stürze mich gleich zweimal ins kühle Nass. Währenddessen macht mein Altargeschenk wieder ein paar Streckübungen.




Zurück in Wombl wird jetzt erst mal unsere Beute von gestern verarbeitet: es gibt Buttermilch-Kratzede (für Andersgläubige: Kaiserschmarren 😉) mit Brombeeren und Vanillesoße.



Den Sonnenuntergang beobachten wir sitzend vor dem Womo.