13.08.2021, Wilhelmshaven
Meinem Altargeschenk geht es immer noch nicht gut - es ist einfach ein Kreuz mit dem Kreuz. So verbringt er den halben Tag im Stufenbett, dazwischen reibe ich ihn ein, versorge ihn mit Medis und Essen.
Mittags geht es ihm etwas besser, so radeln wir zum nächstgelegenen Discounter, um unsere Vorräte etwas aufzufüllen.
Später ist noch ein kleiner Spaziergang auf dem Strandweg und ein Gespräch mit einer anderen Womobesatzung aus Tettnang, der Nachbarstadt von Friedrichshafen, drin. Die meiste Zeit sitze ich mit dem Stuhl vor dem Womo, schaue auf das Wasser und beobachte das bunte Treiben um mich rum. Bis auf die Zeit, wenn es plötzlich aus heiterem Himmel anfängt zu regnen, um fünf Minuten später wieder sonnig zu werden...
So schlecht kann es Liebling aber gar nicht gehen, dass er nicht auf dumme Ideen kommt: man nehme zwei unschuldige Kuscheltiere, eine Minisalami und einen versauten Kranken, dem offensichtlich langweilig ist... 🙈🙊
14.08.2021, Wilhelmshaven
Vom Kreuz geht es Liebling heute etwas besser, jetzt hat er es mit dem Magen: ihm ist leicht kodderig. Wenn er sogar Tee seinem heißgeliebten Kaffee vorzieht, weiß ich, was die Stunde geschlagen hat.
Die meiste Zeit verbringen wir in unseren Stühlen, zumindest wenn es das Wetter zulässt. Wir sind heute seit 5 Wochen unterwegs, dabei waren genau 5 Tage, an denen es nicht geregnet hat, seit den drei Wochen an der Nordsee sind es sogar nur 2 Tage. Da ist echt noch Luft nach oben...
Später mache ich uns einen Flammkuchen mit Salat. So richtig Hunger hat Liebling aber nicht und es bleibt noch reichlich übrig. Dann lieber einen Pfefferminztee.
15.08.2021, Wilhelmshaven
Auch der heutige Tag verläuft ruhig und ist ganz auf meinen Patienten ausgerichtet. Keine Ahnung, wo er sich Magen-Darm eingefangen hat. So bleibt der Radius zwischen Wombl, dem Stuhl davor und einem kleinen Spaziergang begrenzt.
Es ist Sonntag und der Platz leert sich ziemlich. Die zweite Reihe ist fast komplett leer, auch in erster Reihe sind viele Lücken, so auch links neben uns. Bis ein Womo einparkt, das schon ziemlich knapp, nochmals zurück setzt und noch ein Stück näher an uns heran rückt. Wenn ich jetzt mein Küchenfenster aufmache, kann ich locker was in die Küche des Nachbarn was rüber reichen.
Ich gehe raus, weil ich mit den Neuankömmlingen reden will und sehe, dass zwischen zwei Womos ein Tisch aufgebaut ist, an dem 4 Erwachsene und 3 Kinder sitzen. Auf meine freundliche Nachfrage erklären mir die Leute nicht minder freundlich, dass sie hier nur was essen wollen und dann wieder fahren, weil es ihnen hier zu eng ist. Das kannste dir nicht ausdenken...
Für Lieblings rebellischen Magen gibt es heute nur ein Rührei und etwas Schinken und Käse.
16.08.2021, Wilhelmshaven - Burhave
Aus unserem Wohnmobil wird mal wieder ein Reisemobil und wir nehmen erneut ein weiteres Stück der Nordseeküste unter die Räder.
Unser erstes Ziel ist der Stellplatz in Fedderwaddersiel am Jachthafen. Er liegt schön, in erster Reihe sind auch einige Plätze frei. Hier erweist sich die Krux: sie sind etwas erhöht, der Untergrund ist Rasen. Da es auch heute immer wieder regnet, ist der Boden weich und tiefe Spuren im Boden zeigen uns, dass schon mehrere Besatzungen ihre Schwierigkeiten hatten, die Stellen anzufahren, bzw. wieder zu verlassen. Das wollen wir nicht riskieren.
Wir sehen, dass nebenan noch ein Platz ist, auf dem Womos stehen - der muss offensichtlich neu sein, denn er ist auf keinem Führer drin. Wir fahren rüber und sind sehr erfreut, dass einige Plätze mit Platten ausgelegt sind. Ganz vorne ist eine dieser Stellen frei und wir parken Wombl ein. Offensichtlich handelt es sich um einen alten Campingplatz, der inzwischen zum Womo-, Van- und Bulliplatz umfunktioniert wurde. Die versiegelten Plätze waren wohl mal von Dauercampern belegt. Auch zwei Sanitärcontainer stehen da. Wir sind recht angetan von dem Platz und der Aussicht aufs Meer. Ich will mich anmelden gehen und entdecke, dass der Platz zum daneben liegenden Knaus-Camping gehört. 27€/N + KT soll er kosten, wer noch auf Strom angewiesen ist, muss nochmals 4€ löhnen. Zum Vergleich: der daneben liegende Stellplatz ruft 12€ pro Nacht auf.
Den Campingplatzpreis sind wir nicht bereit zu zahlen, das ist uns echt zu viel. Deshalb bauen wir wieder ab und fahren weiter. Allerdings nur 2 km bis Burhave. Da gibt es auch einen Knaus-Camping, der hat nebenan, direkt an der Nordsee, eine große Wiese als Reisemobilstellplatz ausgewiesen. Hier gefällt es uns und wir stellen Wombl ab.
Wieder zurück in Wombl mache ich meinem Patienten, dessen Magen immer noch nicht richtig aufnahmefähig ist, erst einen Magen-Darm-Tee und dann ein paar Kartoffeln mit Soße und ein bissi Butter. Diese Schonkost tut ihm offensichtlich gut.
Es kommt ziemlich Wind auf und es fängt - mal wieder - an zu regnen.
17.08.2021, Burhave
In der Nacht werden wir gehörig durchgeschüttelt, außerdem gehen sintflutartige Regengüsse nieder, stundenlang trommelt es aufs Womodach. Das hält wach und so lese ich ein paar Nachrichten. Und bekomme mit, dass im Landkreis Aurich, nicht weit weg von uns, ein Tornado durchgezogen ist, Häuser abgedeckt und teils komplett verwüstet hat, Bäume ausgerissen und Womos durch die Luft gewirbelt hat. Das trägt nicht gerade zu einem erholsamen Schlaf bei. Jedes Mal, wenn der Wind an Wombl rüttelt, bricht mir der Angstschweiß aus.
Morgens ist die ganze Wiese ein See und völlig durchweicht. Wie wir da unser 5,5 to schweres Gefährt wieder herausbekommen ohne uns festzufahren, wissen die Götter...
Wir entdecken, dass auf einer der münzbetriebenen Steckdosen 85kwh, in Worten fünfundachtzig!!! Kilowattstunden drauf sind, bei einem Preis von 0,70€/kwh hat da jemand schlappe 60€ eingeworfen. Nun denn, wir stöpseln uns an - so kann ich mal wieder meinen Slowcooker benutzen. Für eine Bolognese. Die wird richtig lecker! Zwar ohne Spaghetti, weil nicht mehr an Bord, schmeckt aber genau so gut mit Bandnudeln.
Unser Verdauungsspaziergang führt uns, da es gerade mal ein bissi trocken ist, nach Burhave hinein. Und auf jedes zweite Bänkchen. Sobald Liebling ein paar Schritte läuft, macht sein Spinalkanal zu und nix geht mehr. Ein paar Minuten sitzen und alles ist wieder gut. Nennt sich Claudicatio spinalis oder auch Schaufensterkrankheit.
So kann es nicht weiter gehen, mein Altargeschenk muss zum Doc und vielleicht mal wieder in die Röhre. Der Wetterbericht für die nächsten Tage sieht auch nicht sehr prickelnd aus: viel Wind mit Sturmböen und Regen. Noch mehr Regen.
Wir unterhalten uns darüber und es reift ein schneller Entschluss: wir brechen morgen unsere Zelte ab und machen uns langsam wieder Richtung Heimat auf. Auf dem Rückweg werden wir erst nochmals im Münsterland bei Liebling zuhause Halt machen, werden meine Verwandtschaft in der Pfalz besuchen, anschließend noch etwas Wellness in Bad Dürrheim machen, so dass wir Mitte, spätestens Ende nächster Woche wieder zu Hause sind.