Donnerstag, 14. Februar 2019

Frühlingsreise: Vorbereitungen und Abfahrt

Seit Wochen laufen die Vorbereitungen für unsre Frühlingsreise.

Im November bekam Wombl ne Zusatzluftfeder und ne Auflastung - ohne die Möglichkeit, das Womo hinten etwas angeben zu können, hätte mich Liebling auf keine Fähre mehr gebracht. Außerdem sollen sowohl die E-Bikes als auch der Roller mit, damit wären wir überladen gewesen.

Reiseführer, Straßenkarte, Navi-App, andere grüne Versicherungskarte - für Marokko sind die Vorbereitungen weitreichender als fürs europäische Ausland.

So nach und nach wandern Vorräte, Klamotten, Fahrzeuge und sonstiges ins Wombl. 

Endlich sollen nach knapp sechs Jahren die Vorhänge gewaschen werden. Das bedeutet beim Carthago aber eine besondere Herausforderung. Hier sind Zuggardinen verbaut, die Mechanik dazu ist in der hintersten Ecke verschraubt. Um den Schmodder abzubekommen brauchts Hebammenfinger und fast ne Doktorarbeit. 


Ich habe also die Vorhänge gewaschen.

Soweit die Kurzversion.

In der Realität muss man sich verrenken und die Finger verbiegen, bis die Teile nur mal abgeschraubt sind. Um dann fassungslos vor einem Gewirr von Fäden, sich auflösenden Gardinenröllchen und Kordeln an einem grauen, staubigen Vorhang zu stehen.



Bei der ersten Gardine habe ich erst mal alles abgedröselt und entfernt, was sich entfernen ließ. Um dann ungefähr doppelt so lang an dem nun frisch gewaschenen, weißen und duftenden Stück Stoff die Fäden wieder einzuziehen.

So funktioniert das definitiv nicht, sonst sitze ich nächstes Jahr noch dran. Also hole ich Gefrierbeutel und Kabelbinder, schiebe das gesamte Faden- und Rollenzeugs in den Beutel und binde ihn fest zu. Und siehe da: es läuft! Der Vorhang lässt sich wunderbar waschen ohne großen Aufwand. Nachdem auch Nummer drei sauber aus der Maschine kommt, sehe ich mich schon kurz vor dem Ziel. Doch bei Nummer vier geht der Beutel ab - was hier aus der Maschine kommt, würde jeden Makramee-Wettbewerb gewinnen! Da gibt es Knoten, die sind noch gar nicht erfunden...

Stunden später habe ich wunde Finger, alle Fäden befinden sich aber wieder am richtigen Platz. Leider haben sich viele Gardinenröllchen verabschiedet, mangels Masse binde ich die einzelnen Fäden direkt an der Gardine fest.

Jetzt nochmals ein paar Verrenkungen, die einem Limbotänzer Ehre machen würden, und die Gardinen hängen wieder an ihrem Platz. 

Fazit: was hübsch aussieht, muss noch lange nicht praxistauglich sein. 

Auf der CMT sind wir bei der Firma G+S, dem Ausstatter von Carthago, vorbei gegangen, dort habe ich gefragt, wo ich die Gardinenröllchen her bekomme. Ein paar Tage später kam ein Päckchen mit 30 Röllchen, die sie mir frei ins Haus geschickt haben. Super Service!


Meine Arbeit für unterwegs wird sein, viele Fäden auseinander zu dröseln und ein paar Gardinenröllchen ersetzen. Yeahhh! 🤪🙄

Dann endlich ist alles verpackt und verstaut: am Dienstag, 12.02. soll unsre große Reise beginnen.






















12.02.2019

Liebling bringt morgens Murkel, der die Nacht bei uns verbracht hat, zur Schule. Und legt sich anschließend wieder ins Bett. Er ist müde, hat Kopfschmerzen und fühlt sich schlapp. Um die Mittagszeit wird klar: das wird heute nix mehr mit los fahren. Wir verschieben auf morgen, hoffend, dass er sich nix eingefangen hat. Er verschläft auch wirklich den ganzen Tag.

13.02.2019, Tag 1

Friedrichshafen - Belfort



Liebling geht es besser, also räume ich Wombls Kühlschrank ein, während er Wasser auffüllt. Schließlich rollen wir vom Hof, begleitet von guten Wünschen und Winken unserer Nachbarn.

Erst mal fahren wir zum wiegen und sind erfreut: insgesamt haben wir noch fast 300 kg Luft, auch die Hinterachsen würden noch knapp 200 kg vertragen. Die Auflastung war die richtige Entscheidung.

Es ist kalt, aber sonnig und die Fahrt verläuft ruhig. Im Höllental im Schwarzwald liegt noch reichlich Schnee, aber die Straßen sind frei. 




Kurz vor der Grenze machen wir nochmals den Tank voll und gehen im Gourmettempel mit dem goldenen M was essen.

Schnell sind wir in Frankreich und sehen, dass unsre Entscheidung, vorher zu tanken, richtig war. Bei Dieselpreisen von 1,50€ und höher kann ich die Proteste der Gelbwesten gut verstehen.

Unser heutiges Ziel ist Belfort. Dort entern wir erst mal den Supermarkt und decken uns mit Getränken (pfandfrei!) und ein paar französischen Spezialitäten ein, bevor wir auf den örtlichen Stellplatz fahren.

Stellplatz können die Franzosen: ruhig gelegen, großzügig, mit Stromsäulen und V+E und das alles für lau.





Wir stellen Wombl ab und machen uns auf den Weg zum Wahrzeichen der Stadt: dem Löwen von Belfort. Hoch oben auf der Zitadelle thront er an der Felswand: 21,5 m lang, fast 11m hoch, gemauert aus roten Sandsteinblöcken ist er ein beeindruckendes Monument. Die Sicht von hier oben auf die Stadt ist grandios.




Und da sind wir auch bei der Crux des ganzen: Treppenstufen und Steigungen ohne Ende sorgen dafür, dass aus fünfhundert Meter Entfernung ungefähr ne Stunde wird und ich auf dem letzten Loch pfeife. Und trotzdem hat sich dieser Aufstieg gelohnt.










Der Abstieg in die Altstadt gestaltet sich einfacher: treppab geht's flott. Enge Gassen, alte Häuser, viel Flair und Patina machen eine reizvolle Mischung. Noch ist nicht viel los hier: im Sommer ist es bestimmt rappelvoll - da wo heute leere Plätze sind, reiht sich im dann ein Straßencafé ans andere.



Wir betreten die Kathedrale St. Christophe. Nur ganz hinten brennen ein paar Kerzen, ansonsten herrscht hier Dunkelheit, so dass nur wenige Schemen zu sehen sind.

In der schnell einsetzenden Dämmerung spazieren wir zurück zu Wombl, essen noch ne Kleinigkeit und freuen uns dann, endlich mal wieder im Womblbett schlafen zu können.

14.2.19, Tag 2

Belfort - Villars-les-Dombes, Parc de Oiseaux



Strahlender Sonnenschein weckt uns. Nach einem ausgiebigen und genüsslichen Frühstück setzen wir unsre Reise fort.

Hier ist es schon merklich wärmer wie bei uns: hinter der sonnenbestrahlten Windschutzscheibe wird uns richtig warm. 17°C zeigt das Thermometer und ich blühe förmlich auf.

Am Zielort besuchen wir einen der typischen, riesigen französischen Supermärkte. An der tollen Fischtheke kann ich nicht widerstehen: Austern und Scampi wandern in den Einkaufswagen.



Dann geht's zu unserem Übernachtungsplatz beim Vogelpark, wo wir schon einige Male waren. Schon bei der Anfahrt sehen wir die Störche fliegen und hören sie in ihren Nestern klappern.

Ich mache uns Frikadellen mit Kartoffelsalat, bevor wir uns zu einem kurzen Verdauungsspaziergang an einen der vielen kleinen Seen aufmachen, um den Sonnenuntergang zu beobachten.










Neben uns hat sich auch ein Carthago hingestellt, mit der Besatzung halten wir noch einen kleinen Plausch, bevor wir uns ins gemütliche Wombl zurück ziehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen