07.05.2023, Tag 93
San Pere Pescador
Wir verbringen einen ruhigen, entspannten Tag am Fluss, unterhalten uns stundenlang mit unserem holländischen Nachbarn und genießen die Aussicht.
Gegen Spätnachmittag passiert etwas, was wir jetzt 3 Monate lang nicht mehr erlebt haben: es fängt an zu regnen!
Nach ner guten Stunde ist der Spuk wieder vorbei und der Abend endend in einem orangenen Licht.
08.05.2023, Tag 94
San Pere Pescador - Saintes-Maries-de-la-Mer, 282 km, 10.10 Uhr - 14.30 Uhr
Morgens hat die Sonne den Himmel wieder erobert und alle Wolken vertrieben.
Ein interessanter Selbstausbau mit H-Kennzeichen |
Wir verabschieden uns von unserem Nachbarn und fahren wieder auf die Bahn - heute verlassen wir Spanien. Und nicht lange, dann hat uns Frankreich wieder.
Und der Tramuntana, ein typischer Fallwind aus den Pyrenäen, erwischt uns. Liebling muss das Steuer teilweise krampfhaft festhalten, sonst würde es uns, besonders auf den Brücken, fast von der Fahrbahn wehen. Die Windsäcke stehen waagrecht in der Luft. Damit hat sich unser Vorhaben noch ein paar Tage im Languedoc-Roussillon zu verbringen, spontan erledigt: diese Windböen entwickeln Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h und halten oft eine Woche an.
Wir beschließen, weiter in die Camargue zu fahren, dort ist es ruhiger.
Nachdem wir jetzt 2 Tage frei gestanden haben, müssen wir aber erst entsorgen. Da wir wissen, dass auf jedem Rastplatz der französischen Autobahnen eine V+E eingerichtet ist, macht uns das aber kein Kopfzerbrechen. Wir fahren die erste Raststätte an und sind verblüfft, wie voll die ist. Die V+E finden wir, trotz Ausschilderung, aber nicht. Nun gut, dann auf der nächsten. Auch diese ist wieder unglaublich frequentiert, dieses mal werden wir sofort fündig, können sie jedoch nicht nutzen, da sie von PKWs zugestellt ist. Obwohl sich auf dem Gelände daneben Picknickbänke befinden, wäre eine Ver- und Entsorgungsspur nicht gerade meine erste Wahl zum parken. Aber jeder wie er will, dann fahren wir halt weiter zum nächsten Rastplatz. Leider bietet sich uns wieder das gleiche Bild: die Spur ist komplett zugestellt, sogar auf der Rinne parkt rechts und links ein Fahrzeug. Dahinter befinden sich wieder die Picknickbänke und es ist anscheinend zu viel verlangt, auf den Parkplätzen links der Straße zu parken, weil das 5 Schritte mehr zu gehen sind.
Da wir die volle Kassette nicht noch länger spazieren fahren wollen, schlängelt sich Liebling zwischen den Autos durch und macht sie an der Säule leer. Da wir das Abwasser nicht über der Rinne ablassen können, wird die Kassette noch dreimal damit gefüllt und drüben leer gemacht. Die indigierten Blicke ignorieren wir gekonnt.
Erleichtert - sowohl wir als auch Wombl - setzen wir unseren Weg fort - unser Ziel ist der Stellplatz in Saintes-Marie-de-la-Mer. Wir kommen an und sind verblüfft: der Platz hat inzwischen eine Schranke und Höhenbegrenzung, ein Schild mit "Wohnmobil-Stellplatz endgültig geschlossen" und ist nur noch für PKWs zulässig.
Also fahren wir auf den direkt daneben liegenden Campingplatz, der fast leer ist.
Noch. Ab Samstag ist anscheinend alles ausgebucht: die berühmte Wallfahrt aller Sinti und Roma zur schwarzen Sara steht an.
So richtig begeistert sind wir nicht von diesem Platz: er ist sehr sandig, komplett eingezäunt und obwohl er unmittelbar am Meer liegt, gibt es für den ganzen Platz nur einen Ausgang zum Strand und der ist in 300 m Entfernung. Das Schwimmbad hat noch geschlossen, die Wasserzapfstellen sind rar und die nächste weit weg. Blöd, da wir ja entsorgen, aber kein Frischwasser auf dem Rastplatz nachfüllen konnten.
Iwann ist auch das erledigt und wir beziehen den zugewiesenen Platz.
Jetzt erst mal Hunger! Ich mache uns gegrillte Leber mit Kartoffeln.
Anschließend radeln wir mal über den Platz und finden eine Parzelle, die uns besser zusagt: nah am Strandzugang, an der Wasserzapfstelle und am Sanitärhaus mit WC-Entsorgung. Wir fragen an der Rezeption nach und bekommen das ok: morgen früh dürfen wir umziehen.
Wir kommen mit unseren Nachbarn ins Gespräch und verbringen dann den Abend dort bei Bingo und lustigen Gesprächen. Leider gibt es keine Wiederholung, da sie morgen weiter fahren.
Dieser Wohnwagen hat auch was, oder?! 😀
Saintes-Maries-de-la-Mer
Nach einem gemütlichen Frühstück ziehen wir erst mal um auf die andere Parzelle.
Dann radeln wir ins Örtchen rein. Die ersten Roma sind bereits eingetroffen und besetzen mit ihren Wagen die ersten Parkplätze.
Während Liebling ein Rindersteak isst, freue ich mich auf die Muscheln, bestimmt die letzten auf dieser Reise.
Gestärkt und gesättigt radeln wir nach Osten und erreichen den neu angelegten Womostellplatz. Der liegt recht nett am Strand, nur durch eine Steindüne getrennt. Er ist zwar nicht so dicht am Städtchen wie der ehemalige, mit Fahrrad ist das aber kein Problem. Vorgemerkt für das nächste Mal!
Zurück gehts über schmale Wege, gesäumt von kleinen Bächen und flachen Tümpeln.
Kaum sind zurück bei Wombl öffnet der Himmel seine Schleusen und wir erleben tatsächlich mal wieder mehrere Stunden Regen am Stück.
10.05.2023, Tag 96
Saintes-Maries-de-la-Mer
Wir frühstücken deftig mit Rührei und Orangensaft, dann schwingen wir uns wieder auf den Sattel: heute wollen wir mal ins Hinterland fahren.
Inzwischen werden alle Parkplätze immer voller, überall wird die Höhenbeschränkung geöffnet: für die Wallfahrer wird Platz geschaffen.
Die Stierkampfarena, in Frankreich unblutig. |
Entlang der kleinen Kanäle stehen die typischen, weißgekalkten und mit Reet bedeckten Häuser, auf deren Dachfirst ein Kreuz thront.
Ich dachte erst, es sind Flamingos. es sind aber Schwäne! |
Nicht weit entfernt finden wir die Höfe mit den für die Camargue so typischen weißen Pferden.
Auch Flamingos und Reiher lassen sich blicken!
So sehr, dass wir nicht den Weg zurückfahren, den wir gekommen sind, sondern biegen in einen Feldweg zwischen den Reisfeldern ein. Der erweist sich als so richtig Scheixxe. Weich und schlammig, was durch den gestrigen Regen noch verstärkt wurde. Und bevor ich richtig schauen kann, fällt Liebling schon in den Schmodder. Er fällt GsD weich, aber schlammig. An weiterfahren ist nicht mehr zu denken, also schieben wir. Die schlammige Erde hängt sich an unseren Schuhen fest, die Sohlen werden immer höher. Auch an den Reifen haftet der Dreck, irgendwann so massiv, dass das Hinterrad blockiert. Es ist absolute Schwerarbeit, die Räder die letzten Meter mit hochgehobenem Hinterrad aus dem Schlamm zu bekommen.
Wieder auf festem Grund werden erst mal die Schuhsohlen im Gras vom Dreck befreit, dann werden die Reifen und Schutzbleche mittels eines Schraubendrehers wieder gängig gemacht.
So kommen wir wenigstens wieder auf den Campingplatz, wo die Räder erstmal gründlich mit dem Wasserschlauch gereinigt werden. Dann begibt sich Liebling unter die Dusche, um auch seine rechtsseitige Körperpanade loszuwerden.
Als alles wieder vorzeigbar ist, radeln wir wieder ins Städtchen: wir haben Hunger. Heute gibt es nur heiße Baguettes aus der Hand: für Liebling mit Salami, für mich mit Schinken und Käse.
Natürlich statten wir auch der Kirche und der schwarzen Sara einen Besuch ab und zünden ein paar Kerzen an.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen