Sonntag, 28. Juli 2024

Immer der Nase nach! 26. - 28.07.2024, Tag 23 - 25

26.07.2024, Tag 23, Medemblik - Oosterleek

Nachdem unsre gestrige Besichtigung so ein abruptes Ende gefunden hat, wollen wir einiges davon mit dem Radl abfahren.

Hier im Ort spielen Dampfmaschinen eine große Rolle, das Museum haben wir ja gestern schon besichtigt, heute schauen wir uns die Dampflok mit den alten Waggons und das Dampfschiff an.










Die Faszination ist groß, besonders bei der Lok - die Geräusche lassen mich an meine Kindheit denken: als Tochter und Enkelin von Eisenbahnern war Zugfahren alltäglich, das Auto kam bei uns erst sehr spät dazu (mein Vater und ich haben gleichzeitig den Führerschein gemacht). Auch die alten Waggons haben ihren Charme, ebenso der Lokführer und Schaffner in ihren alten Uniformen.















Im Bahnhof können wir den Warte- und Lagerraum besichtigen oder auch sehen, wo früher die Fahrkarten verkauft wurden.








Es gibt den schiefen Turm von Pisa und den schiefen Turm der Bonifatiuskirche in Medemblik. Erst dachte ich, ich habe nen Knick in der Optik, aber der ist wirklich schief.



Im Inneren ist ein Flügel abgeteilt, der schon vollgestellt ist für den morgen stattfindenden Flohmarkt - der Erlös kommt der Renovierung zugute.




Die Pieter-Backer-Orgel aus dem 17. Jahrhundert wird gerade gestimmt: das erinnert mich daran, wie ich mir oft in meiner Jugend ein Taschengeld verdient habe, indem ich die Töne gespielt habe, während der Orgelbauer gestimmt hat.



Die Kirchenbänke sind noch wunderschön geschnitzt, den Boden haben im Laufe der Jahrhunderte tausende Füße abgewetzt.




Genaueres kann man hier nachlesen: https://www.bonifaciuskerkmedemblik.nl/welkom

Weiter führt uns unsre Tour zu der Mühle mit angeschlossenem Pfannkuchen-Restaurant.




Liebling versucht sich in der Hundehütte, ist aber ein bissi eng




Das hat leider geschlossen, obwohl laut Aushang geöffnet sein müsste. Auch die Mühle selbst kann man nur von außen besichtigen.





Bei unserer Weiterfahrt kommen wir an der Friedhofseinfahrt mit zwei monumentalen Engeln vorbei, dann biegen wir in die quirlige Hauptstraße ein.


Hier ist auch das Bäckereimuseum, doch mein Altargeschenk läuft dran vorbei: "Ich hab vorher gesehen, dass es hier auch iwo Pfannkuchen gibt."

Immerhin hat sein Schwur 24 h gehalten, nicht mehr essen zu gehen, bevor der Kühlschrank leer ist. 😉😁



Nach dem sehr leckeren Mahl schieben wir unsere Räder: hier reiht sich Fressbude neben Klamottenbude neben Eisdiele und wieder von vorne.

An den Klamottenbuden mit Kindersachen kann ich nicht vorbei: unser Urenkel, der kleine Mupf, wächst und gedeiht, deshalb wandert so das eine und andere in unsre Taschen.

Als wir zu Wombl zurück kommen, sehen wir, dass im Schlosshof Zelte aufgebaut werden: ab morgen ist Mittelaltermarkt.




Aus dem Militärmuseum fährt ein alter Armeelaster seine Runden.



Für die Busse brauchen sie wegen des anstehenden Marktes den Platz, auf dem wir stehen.

Wir hatten zwar geplant, heute nochmals zu bleiben, morgen früh aber mitten in der Nacht den Platz zu räumen und durch die eh schon engen Straßen dann vielleicht nicht mehr durchzukommen, lässt uns schnell umdisponieren: wir fahren weiter.

32 km und einige Nerven später - der Weg führt immer auf dem schmalem Deich, auf dem uns ununterbrochen Radler und Autos entgegen kommen - finden wir in Oosterleek einen kleinen Parkplatz direkt am Ijsselmeer.






Wenn wir schon so alleine und ruhig stehen, bekommt Liebling gleich die Haare geschnitten - 3 mm Sommerfrisur - und ich habe Zeit für Nagelpflege.


Nach unserm Pfannkuchen heute Mittag sorge ich dafür, dass wenigstens etwas aus den Kühlschrank auf den Tisch kommt: Tapas und anschließend Eis mit Erdbeeren.



27.07.2024, Tag 24, Oosterleek - Marken-Uitdam

Wir haben wunderbar geschlafen, begleitet von Meeresrauschen.

Als ich um 6 Uhr mal wach werde, kann ich einen schönen Sonnenaufgang vom Schlafzimmerfenster aus beobachten.


Zum Frühstück gibt es mal wieder Eier: diese haben wir von Lieblings Jugendfreund bekommen, der sich seine Hühner nach Eierfarbe hält: von weiß, über rosa über verschiedene Grün- und Brauntöne ist alles vertreten.




Er hat vor seiner Einfahrt einen Kasten stehen, von wo er welche in Selbstbedienung verkauft.

Und da fällt mir ein Gespräch ein, über das sich die Männer immer noch beömmeln, ich mir aber am liebsten ein Mauseloch gesucht hätte:

Wir waren zusammen unterwegs, als ich fragte:

"Du, Klaus, hast Du noch Eier?"
Klaus, mit süffisantem Grinsen: "Also heute morgen beim Duschen waren sie noch da."
Ich, schon leicht verlegen: "Nein ich meine doch frische Eier!"
Das Grinsen wird immer breiter: "Na, so frisch sind die in meinem Alter auch nicht mehr."

Brüllendes Gelächter der zwei Helden, während ich mir klar werde: aus der Nummer komme ich nicht mehr. 😁🤣


Daaaa links unten


haben wir übernachtet, auch rechts des Deiches ist Wasser: ein wirklich richtig toller Übernachtungsplatz!


Wir fahren durch ein Wildgänse-Brutgebiet: hunderte von Vögeln tummeln sich auf Wiesen, Weihern und Bächen.



Die heutige Stellplatzsuche gestaltet sich schwierig: der erste angesteuerte Platz an einem Pfannkuchenhaus bietet 2 Plätze am Kanal hinterm Deich. Der linke Platz ist mit einem Wohnwagengespann belegt, der rechte frei, davor steht aber ein Transporter so knapp, dass wir mit Wombl nicht zwischen WoWa und Auto vorbei kommen. Der nächste Platz ist eng, ziemlich voll und hinterm Deich, der darauffolgende eine riesige Baustelle.

Wir fahren etwas vom Meer weg an einen Kanal: da ist noch ein Platz frei direkt am Badezugang, doch mein Altargeschenk will nicht bleiben. Nun gut, dann halt nicht. 🤷‍♀️



Letztendlich steuern wir den Parkplatz auf dem Damm zur Insel Marken an, hier gibt es links und rechts Wasser: dieser Spot findet Gnade.

...

Obwohl, doch nicht so richtig: man könnte auch rückwärts in die kleine Gasse fahren oder aber erst auf die Insel Richtung Leuchtturm.

Seufzend setze ich mich wieder in Wombl und weiter geht's.

Auf der Insel ist gleich am Eingang ein großer, überfüllter Parkplatz, die weiterführende Straße ist nur für Anwohner und Fahrradfahrer.

Also wieder zurück, da sehen wir schon von weitem, dass ein anderes Womo auf die Idee gekommen ist, rückwärts in die kleine Gasse zu fahren. Davor will er nicht parken: es könnte ja nachts ein Auto oder Motorradfahrer aus der Kurve fliegen und uns den Arsch wegfahren. 🙄

Klar, es könnte uns auch der Himmel auf den Kopf fallen, das wäre erst mal ne Katastrophe!

Letztendlich reden wir mit den Malibu-Fahrern, die sind einverstanden, dass wir uns vor sie hinstellen.

Puhhh, geschafft!

ist schon sehr eng zur Kurve... oder so...







Auf den vorderen Platz kommen im Laufe des Abends noch einige Mobile und wir sind richtig multikulti: Spanier, Italiener, Belgier, Deutsche, Holländer und Luxemburger.

Zum Essen gibt's heute auch wieder was aus dem Kühlschrank: Schnitzel mit Knofichampignons, Kartoffel- und Gurkensalat.


28.07.2024, Tag 25, Marken-Uitdam

Wenn man so geweckt wird, kann es nur ein guter Tag werden!


Nach unsrem Spätstück unter lachender Sonne schwingen wir uns auf unsere Sättel und radeln auf die Insel Marken, von der wir gestern nur den trostlosen Großparkplatz gesehen haben.
Was sich aber abseits der Autos befindet, lässt mein Herz weit werden: ein weiterer zauberhafter Ort mit engen Kopfsteinpflaster-Gassen, mit kleinen Brücken, typischen Hollandhäuschen, blühenden Gärten, sich durchwindenden Kanälen und einem wunderbaren kleinen Hafen.


















Der ist allerdings voll mit Menschen, die mit Ohrstöpseln ihren Guides hinterher laufen und angestrengt zuhören.

Menschen sitzen in den Restaurants, die Fähre setzt über nach Volendamm und man hört ein buntes Gemisch aus Sprachen.







Wobei uns der holländische Souvenir-Ladenbesitzer, bei dem wir ein paar Kleinigkeiten einkaufen, erklärt: "Deutsch ist nix andres als holländisch mit Akzent."

Weiter geht unsre Radtour immer auf dem Damm entlang bis zum Leuchtturm auf der hintersten Spitze.





Auch hier begegnen wir wieder vielen Wildgänsen, die in lautes Geschnatter ausbrechen, sobald man sich ihnen nähert.


Am Leuchtturm könnt ich mich in meinen Allerwertesten beißen: hier kann man schwimmen und ich hatte natürlich nix mit... 🥴






In großem Bogen umrunden wir die Insel und landen wieder im Hafen: Liebling hat gesehen, dass es hier Muscheln gibt. Damit rennt er bei mir natürlich offene Türen ein.


Und die sind wirklich lecker!





Über den Preis decken wir den Mantel des Schweigens und genießen nur!

Nun sitzen wir frisch geduscht vor Wombl in der Abendsonne und sind rundum glücklich.






Ich fühle intensiv, wie dieser Urlaub Krusten von der Seele nimmt, wie aus Sorgen Mut wird, aus Angst Zuversicht, aus Verzagtheit Kraft, aus Mutlosigkeit Hoffnung, aus Anspannung Gelassenheit und aus Unruhe Zufriedenheit.

Und merke erst jetzt, wie ich mich in den letzten 5 Jahren, seit wir diese Tour damals geplant und nicht ausführen konnten, verändert habe. Es gab soviel Krankheit bei meinem Altargeschenk, auch sind viele liebe Menschen verstorben, wie mein Mutschle, meine Schwiegermama, mein Bruder, beide Schwager und zwei Onkel. Das hat Spuren hinterlassen und macht was mit und aus einem.

Das schlimmste war aber jetzt die schwere Erkrankung von Liebling und wir sind einfach nur glücklich und dankbar, dass wir das wieder zusammen erleben dürfen.

Wir gesunden an Körper und Geist in einer traumhaften Umgebung.

Das schönste Zeichen der Hoffnung: wenn sich Ururopa und Ururenkel an der Hand halten. 🫶