Freitag, 16. August 2024

Immer der Nase nach! 13. - 15.08.2024, Tag 41 - 43

13.08.2024, Tag 41, Gravelines - Calais

Die Hitze gestern hat uns nicht schmelzen lassen.

Es hat schön abgekühlt in der Nacht. Wir wollen uns Calais anschauen, der Stellplatz in der Stadt lässt uns aber schaudern: 103 Parzellen, gerade noch 2 frei und man bekommt zu seinem Nachbarn gerade so die Tür auf.

Deshalb stehen wir jetzt bei angenehmen 22°C im Hafen von Calais, schauen wieder Schiffe und hören den lauten Möwen zu.








Mit dem Fahrrad erkunden wir dann Calais.

Erster Stop ist die Eglise Notre Dame. Sie stammt aus dem 14. und 16. Jahrhundert, wurde mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. 1921 heiratete hier Charles de Gaulle seine Yvonne. Um die Kirche gibt es einen hübschen, kleinen Garten.










Weiter geht es zum Hotel de Ville, dem Rathaus von Calais. Der Glockenturm ist seit 2005 Weltkulturerbe.


Im ersten Stock gibt es einen großen Festsaal, ein Trauzimmer, ein Gemeinderatszimmer und das Empfangszimmer des Bürgermeisters.













Im Erdgeschoß ist das Bürgerbüro, in dem reichlich Publikumsverkehr herrscht.


Außerdem ist gerade eine Ausstellung der Eisenbahnfreunde von Calais, die verschiedene Schmalspurbahnen zeigen, eine davon sogar mit Womostellplatz.






Eine Anlage zeigt ein Ritterturnier, auf der Burg oben sitzt ein Drache. Mein Altargeschenk sofort: "Schau, kannst ein Selfie machen!"




Vor dem Rathaus ist ein kleiner Park: hier steht die Skulptur "Die Bürger von Calais" im Gedenken an 1347, als diese über ein Jahr von den Engländern belagert wurden.






Innerhalb des Parks gibt es einen neu gestalteten Bereich mit einem Eiffelturm und vielen Figuren in sportlicher Betätigung. Calais war einer der Orte, durch die der Fackellauf ging, diese Installation verweist auf die Olympischen Spiele.







Das große Theater in Calais, eröffnet 1903, eines der seltenen Theater mit eiserner Bühnentechnik ist unser nächster Stopp.





An der Kirche Saint-Pierre fahren wir nur vorbei, sie ist leider geschlossen.


Wir kommen zum Tour du Guet, einem 39 m hohen Wachturm aus dem 13. Jahrhundert. Dieser beherbergt immer noch einen Taubenschlag für Brieftauben. Davor steht eine überlebensgroße Skulptur von Charles de Gaulle mit seiner Frau neben Wasserspielen.






Zurück geht es am Leuchtturm vorbei in den Hafen.


Als wir heute Mittag ankamen, waren wir ganz alleine. Inzwischen sind noch einige Womos gekommen, außerdem sind viele Angler da. Fischerboote haben angelegt, der Fisch wird gleich in den Buden verkauft.










Eines der Wohnmobile hat sich in die letzte Ecke verzogen, seinen Generator lässt er weit weg von seinem Gefährt laufen. In dem Fall hinter uns.


Nach ner Stunde hat er ein Einsehen und schaltet ab.

Jetzt wird es Zeit für was zwischen die Zähne, heute Mittag gab es nochmals Früchtequark. Lust zum Kochen habe ich nicht, belegtes Baguette geht immer.



Ein Transporter der Police Nationale hält plötzlich neben uns. Ich muss den Beifahrer etwas erschreckt angeschaut haben, denn er winkt mir freundlich zu. Dann öffnet sich die Schiebetür, noch mehr Polizisten steigen aus, alle mit Schutzweste und voll bewaffnet. Sie stehen am Kai, rauchen, unterhalten sich mit den Fischern, steigen iwann wieder ein und fahren davon. Nur um ne Stunde später wieder zu kommen. Und da stehen sie immer noch und machen Pause.


Ich hab wieder eine fantastische Aussicht von meinem Bett aus, worauf Liebling nur lapidar meint: "egal, wo wir stehen, ich hab immer nur die Aussicht auf Parkplatz. Schau!"

Meine Aussicht


Seine Aussicht, stellvertretend für meistens.

Pssst: ich weiß schon, warum ich auf der Seite der Aufbautür liege 😁😃

14.08.2024, Tag 42, Calais - Touquet-Paris-Plage

Heute morgen legt ein großer Pott direkt vor uns an. Einer von der Besatzung klopft an und fragt, ob wir vielleicht ein wenig auf die Seite fahren können, gleich kommt ein Tankwagen - sie brauchen Sprit. Kein Problem, das Frühstück schmeckt auch 2 Meter weiter weg.


Ich muss dringend Wäsche waschen! Der für heute ausgesuchte Stellplatz in Le Touquet-Paris-Plage hat keine Waschmaschine, aber der 5 km davon entfernte Carrefour-Markt.

Gerade als wir hinkommen, wird die 9 Kilo Maschine frei. 30 Minuten braucht die Wäsche, in der Zeit gehen wir in den Markt einkaufen. Unter anderem nehmen wir ein frisch gegrilltes Hähnchen mit Kräuterkartoffeln mit. Als ich es in Wombls Kühlschrank packen will, sehe ich, dass hier die Uhr anders läuft - genau gesagt, sind sie 3 Jahre hintendran.


Kaum sind wir fertig mit einpacken, meldet mir mein Handy: Waschmaschine ist fertig. Leider ist der Trockner belegt, doch Liebling meint pragmatisch: "Ich spann auf dem Platz ne Leine."

Wir kommen auf dem Stellplatz an, an den ich mich noch dunkel von 2006 erinnern kann. Damals war aber das Wetter schlecht, so dass wir von der Umgebung nicht viel sehen konnten. Das soll sich dieses Mal ändern.

Wir haben wieder Glück und bekommen einen Eckplatz, vor dem auch noch ein Straßenschild steht, an dem Liebling die Wäscheleine befestigt und ich sofort die Wäsche aufhänge.




Den etwas befremdlichen Blicken der vielen Strandbesucher, weil es bei uns aussieht wie beim fahrenden Volk, setze ich einen stoischen Gesichtsausdruck entgegen.

Erst mal muss ich die Gegend erkunden.








Innerhalb ner guten Stunde ist meine Wäsche trocken und verstaut - wir bieten wieder einen normalen Anblick.

Den gekauften Geier, der vor 3 Jahren Ablaufdatum hatte, mache ich im Ofen warm und muss sagen: schmeckt gar nicht so alt.



Die Parkuhr ist übrigens defekt, so sparen wir alle die Stellplatzgebühr von 16€, auch nicht schlecht.


Nach getaner Arbeit spazieren wir an den Strand, beobachten die langsam einsetzende Flut und hören den kreischenden Möwen zu.





Auf der Bank sitzend nehmen wir diese traumhafte Gegend tief in uns auf: ich weiß schon, warum die Normandie seit unsrem ersten Besuch vor 18 Jahren mein Sehnsuchtsort ist und ich sie von ganzem Herzen liebe.






Ich freue mich jetzt schon wie Bolle auf unsre morgige Fahrradtour.

Wir kommen zum Stellplatz zurück, da sehen wir ne Menschengruppe vor dem Parkautomaten stehen und wundern uns: in der Zwischenzeit wurde sie repariert. Inzwischen ist jede Bucht belegt - morgen ist Feiertag - da lässt die Gemeinde sich die Einnahmen nicht nehmen. Und so reihe ich mich ein, um auch zu bezahlen. Tja, zu früh gefreut!

Unser kleiner Abendspaziergang führt uns an die Segel- und Surfschule. Viele Jugendliche sind mit Booten und Surfbrettern draußen.







Wir schauen ihnen zu, bis die Sonne untergeht.

15.08.2024, Tag 43, Le Touquet-Paris-Plage - Étaples - Le Touquet-Paris-Plage

Liebling macht morgens die Verdunklung des großen Dachfensters weg und ist entsetzt: sein Schild hat versagt!

Oder die Möwen hier sprechen kein Deutsch. Oder sind Analphabeten. Wer weiß...

Jetzt treibt er es auf die Spitze mit seinem Drachenspiel: ich bin nach dem Frühstück mit frischem Baguette grad auf allen Vieren, um die Hinterlassenschaften meines Krümelmonsters zu beseitigen, als eben dieses plötzlich auf meinem Rücken sitzt und mich mit "auf, auf in die Lüfte, Ohnezahn!" anfeuert.


Tipps für angemessene Bestrafungen werden gerne entgegen genommen.

Liebling verzieht sich lieber und macht sich nützlich: er lädt die Fahrräder aus.

Auf gut ausgebauten Fahrradwegen an der Canche entlang kommen wir an den Strand. Gleich zu Beginn steht eine Souvenir-Bude. Die Haupteinnahmequelle dürften aber die Toiletten sein, die man für 60 Cent benutzen kann. Eine Schlange steht bis raus auf die Straße. Skurril dabei ist: ca 100 m weiter sind öffentliche, kostenlose WCs.
Liebling entdeckt an der Decke eine Auswahl Drachen, daneben ein paar Windspiele: "Guck, such dir aus, was am besten zu dir passt!"



Am Strand ist die Hölle los: man merkt, dass heute Feiertag ist! Strandsegler bekommen Unterricht, während der ganzen Zeit höre ich neben mir eine Stimme: "Das wollte ich schon immer machen, ich will auch so eine Seagull! Sooooo geeeerne!"








Während ich den drölfzig Strophen dieses Liedes lausche, fällt mir ein vielleicht 4 jähriger Knirps auf, der mit seinem Surfboard zu einem der Priele läuft, um dann liegen, stehen und surfen zu üben, begleitet von ganz stolzer Mama. Früh übt sich!







Wir wollen auf die andere Seite des Flusses nach Étaples, wo heute morgen ein Freiluftgottesdienst mit Prozession wegen Mariä Himmelfahrt statt gefunden hat. Auf dem Weg dahin verfranzen wir uns gehörig in den Siedlungen, kehren ein ums andere Mal an Ende einer Straße wieder um, bis uns das Navi dann den Weg zeigt.

In Étaples erwarten wir Buden und Menschenmassen und finden uns in einem fast ausgestorbenem Ort wieder. In den Restaurants am Hafen sitzen ein paar Gäste, ebenso im Park entlang des Flusses an den Picknicktischen. Am Freiluftaltar vor dem großen Kreuz flattern noch ein paar Fahnen und Plakate, es herrscht aber gähnende Leere.





Nun, dann halt nicht.

Wir drehen um und kommen an dem Flughafen vorbei, wo fleißig Kleinflugzeuge starten und landen, die auch immer über unseren Stellplatz fliegen. Bei dem mein Altargeschenk wieder ganz andere Assoziationen hat: "Guck mal, eine Landebahn für Drachen und Hexen!" 🤪🧙‍♀️🐲


An einem Steakrestaurant machen wir auf der Rückfahrt Halt: unser Magen knurrt schon vernehmlich.






Auf dem Rückweg kommen wir durch die Villenviertel von Le Touquet: die Anwesen sind riesig mit Grundstücken, auf denen man einen Golfplatz errichten konnte, oft genug mit Reet gedeckt und rundum Alarmanlagen. Da hat sich der Geldadel so richtig breit gemacht.


Wir kommen am Casino vorbei und am Hotel Westminster, gegenüber eines riesigen Parks: hier kann man für läppische 1275 Tacken ne Suite mieten. Wer es nicht ganz so üppig hat, bekommt auch schon für knapp 400 € ein Zimmerchen.










Weiter geht es zum fast 60 m hohen Leuchtturm, der interessanterweise mitten in der Stadt und nicht an der Küste steht.




In der anschließenden FuZo herrscht dichtes Gedränge, ein Markengeschäft nach dem anderen sind in hübschen Häusern untergebracht. Wer noch Geld vom Hotel über hat: hier wird man es locker los!







Am Ende landen wir wieder am Strand und fahren am Fluss entlang zurück zum Stellplatz.






Im Restaurant am Hafen nehmen wir noch einen Absacker.


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