Samstag, 22. September 2018

19.09. - 21.09.2018, Tage 75 - 77

19.09.18, Tag 75

Aufgeregt, wie ein kleines Kind an Weihnachten, wache ich morgens auf. Ich freue mich wie Bolle auf den Königssee!

Als wir das letzte Mal vor fast 6 Jahren hier waren, war das Wetter schlecht und wir haben das mit der Schifffahrt sein lassen. Heute strahlt die Sonne vom blauen Himmel - das wird bestimmt ein fantastischer Tag!






Wir bummeln um den See zur Anlegestelle, lösen unsre Tickets und steigen in eines der Schiffe. Beim Vorüberziehen winken wir kurz Wombl zu, das brav auf uns wartet.




Launig erzählt der Fremdenführer über den See und seine Umgebung: er ist etwas über 7 km lang, an der breitesten Stelle sind es etwa 1,2 km und die tiefste Stelle misst knapp 200 Meter. Er wird fast nur von Elektrobooten befahren, es gibt nur einen Fischer, der ein Motorboot hat. Dadurch ist es der sauberste See Deutschlands und hat Trinkwasserqualität. Es gibt keinerlei Straßen um den See, da der Fels steil abfällt, alles wird auf Schiffen transportiert, sogar die Kühe, wenn sie im Frühjahr auf die Alm kommen und im Herbst wieder abgeholt werden.




Natürlich stoppen wir an der Echowand, unser Erzähler zieht seine Trompete heraus und demonstriert uns auf eindrucksvolle Weise das Echo.


Ich bin fasziniert und begeistert von dieser wunderbaren Landschaft und kann gar nicht genug schauen und in mich aufnehmen!






Wir legen in St. Bartholomä an und besichtigen erstmal die berühmte Wallfahrtskirche. 





Wir spazieren etwas am Ufer entlang, testen zumindest bis zu den Waden die Wassertemperatur, die aufgrund der lang anhaltenden Hitze dieses Sommers weit über den sonst üblichen 17°C liegt, und setzen uns immer wieder auf eines der idyllisch gelegenen Bänke am Ufer, um die Ruhe und die fantastische Aussicht zu genießen.

















Wieder zurück an der Anlegestelle holen wir uns erst ein Brötchen mit frisch geräuchertem Forellenfilet, bevor wir die Fahrt nach Salet fortsetzen. Unterwegs machen wir noch einen kurzen Zwischenstopp bei einem 80 m hohen Wasserfall, bevor wir anlegen.






Von Salet aus kann man verschiedene Wanderungen zwischen 20 Minuten und 3 1/2 Stunden machen - zum zauberhaften Obersee, der Fischunkelalm oder dem Röthbachwasserfall, mit 470 m Fallhöhe der höchste Wasserfall Deutschlands.


Mitten durch die Kuhweide, vorbei an grasendem oder faul im Gras liegendem, wiederkäuendem Jungvieh und begleitet vom Geläute der Kuhglocken, wandern wir durch eine wunderschöne Landschaft. 












Grüne Wiesen gespickt mit Felsbrocken, Kühe rundum auf den Hängen, in der Ferne ein Hof - hier kann man sich nicht satt sehen. Ein steiniger Pfad führt uns durch einen kleinen Wald, dann stehen wir vor dem Obersee. 




Dieser ist umgeben von hohen Bergen, die sich im glasklaren Wasser spiegeln und schimmert in vielen Blau- und Grüntönen. Wir setzen uns auf ein paar Steine am Ufer und schauen wortlos auf den See hinaus. 










Dann bummeln wir langsam wieder zurück zur Anlegestelle, eine Zeitlang von einem neugierigen, jungen Stier begleitet.




Erfüllt von diesem wundervollen Tag besteigen wir das Schiff und fahren zurück nach Schönau. 












Beschwingt setzen wir uns in Wombl und verlassen diese schöne Ecke. Wir machen uns auf den Weg zum Wolfgangsee, wo wir die letzten Tage unsrer Reise verbringen wollen.

Wir sind noch keine Stunde unterwegs, als wir uns gleichzeitig anschauen: "Was riecht hier so verbrannt?!!!"

Liebling fährt rechts ran und sofort suchen wir in jeder Ecke, wo Elektronik sitzt. Vor zwei Tagen haben wir ja den Ladebooster eingebaut bekommen, dort wird natürlich als erstes kontrolliert. Endlich werden wir fündig: hinter dem Lüftungsgitter vom Kühlschrank hat es einen Kabelbrand gegeben: das Relais, das für die automatische Umschaltung von 12 und 220 Volt zuständig ist, ist total verschmort. Das hätte in einer echten Katastrophe enden und Wombl unter unserem A... in Flammen aufgehen können.





Liebling löst alle Kabel und isoliert sie ab. Der Kühlschrank läuft jetzt nur noch auf Gas, was solls. Ziemlich verstört fahren wir weiter. Ich setze mich sofort mit dem Dometic-Kundendienst in Ravensburg in Verbindung - ein absoluter Guru in seinem Fach. Seine Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Sieht schlimm aus, hat nichts mit dem Boostereinbau zu tun, bekommt er hin, wir sollen am Montag im Laufe des Tages vorbei kommen. 

Das ist doch mal ne Ansage! Wesentlich beruhigter suchen wir uns ein Plätzchen am Wolfgangsee und finden es in Strobl: ein kleiner Parkplatz direkt am See. So langsam beruhigen sich unsre vibrierenden Nerven wieder.




20.09.18, Tag 76

Wir beratschlagen, was wir bis Montag noch unternehmen und entschließen uns, uns noch zwei Tage einen Luxuscampingplatz zu gönnen. Wir entscheiden uns für den Lindenstrand in St.Gilgen/Gschwand. Obwohl nur etwas in dritter Reihe frei ist, haben wir trotzdem tolle Sicht auf den See.



Wir bauen uns auf, dann muss ich erst mal das Wasser testen. Ich bin überrascht, dass der See immer noch bestimmt 21°C hat. Es ist fantastisch: glasklar, türkis schimmernd, umgeben von Bergen und das alles unter blauem Himmel!






Liebling versucht derweil, den kokelnden Geruch zu beseitigen. Dass es nicht optimal ist, bei einem Kühlschrank, der auf Gas läuft, mit Duftspray zu arbeiten, merkt er schnell selbst: seine Brustbehaarung sieht jetzt eher wie ein mottenzerfressener Flokati aus. Jetzt riecht es nicht nur verschmort, sondern auch noch versengt.

Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass nur ein paar Haare dran glauben mussten, können wir endlich zum Entspannungsprogramm übergehen. Während ich in der Sonne sitze und auf den See schaue, fällt mir ein, dass im Kühlschrank noch eine Tafel meiner Lieblingsschokolade liegt. Genau das braucht Frau nun! 

Trotz intensiver Suche finde ich aber nix. Gar nix. Die vorsichtige Nachfrage beim Altargeschenk ergibt, dass dieser die ganze Tafel mitten in der letzten Nacht vertilgt hat.

Darf man den Angetrauten ein bissi hauen? Nur so ein gaaaaanz klein wenig? Ja? JA??!!!!

Ersatz muss her. Erst mal schauen, was es im Campingshop gibt. Ok, Kuchen ist auch nicht schlecht und außerdem ist eh Nachmittagskaffeezeit. 

Dann ist nochmals baden angesagt und jetzt geht sogar Liebling mit. Und wenn man so einen tollen Campingplatz hat, kann man auch in den neuen und tiptop gepflegten Sanitärgebäuden duschen.


Gegen später legen wir ein paar dicke Steaks auf den Grill, dazu gibt's Bratkartoffeln und Salat. 



Die Sonne geht hinter den Bergen unter und wir sehen sie vom Ufer aus verschwinden.








Abends kommt das erste Mal meine neueste Errungenschaft zum Einsatz: ein beheizbares Sitzkissen. Ist das toll: ein warmes Kreuz und ein warmer Bobbes! Ganz romantisch im Kerzenschein am See! 😉😎



21.09.18, Tag 76

Das wird wohl unser letztes Frühstück im Freien sein für dieses Jahr: frische Brötchen, Rührei mit Speck, Orangensaft - so liebe ich es!

Während ich mich wieder in die Fluten stürze, lädt Liebling die Fahrräder aus. Wir machen uns auf den Weg nach Abersee zur Fähre - wir wollen nach St. Wolfgang übersetzen. Unterwegs kommen wir an einer Weide vorbei, auf der zwei Esel und ein Pony neugierig am Gatter stehen. Erst krault Liebling die Tiere, dann bückt er sich... und bringt mir schon wieder einen Pferdeapfel... 🤣 Mein Vater hat ihm zu Weihnachten ein "Knoddelkärschl" (wer erräts? 😊😁😁) versprochen, damit er seiner Sammelwut frönen kann! 😂😂




Die Überfahrt geht fünf Minuten und schon sind wir in St. Wolfgang. 






Erst spazieren wir an der Seepromenade entlang, 




dann kommen wir zu der Kirche, die hoch über dem Ufer thront. Sie wurde im Jahr 973 erbaut - an den abgewetzten Stufen lässt sich das sehr gut sehen.


















Wir bummeln durch den Ort, durch enge Gassen, unter geschnitzten Balkongeländern her, vorbei an imposanten Häusern mit Lüftlmalereien und lassen in Souvenirshops Kuhglocken bimmeln. 















Wir essen einen Dönerteller (wir hatten schon bessere) und steuern nun das Weiße Rössl an. Auf der Terrasse ist gerade noch ein Tisch frei, an dem wir Platz nehmen. Wir bestellen zwei Verlängerte - einfach Kaffee verlangt man in Österreich nicht - dazu für Liebling einen Apfelstrudel mit Vanilleeis und für mich eine Schwarzwälder Kirschtorte. Ich darf eine Löffelspitze Eis und ein fingernagelgroßes Stück Strudel probieren, daraufhin erklärt mir Liebling ernsthaft, dass wir jetzt bezüglich Schokolade quitt sind. 😂😂






Wir setzten wieder über nach Abersee 







und radeln zurück zum Campingplatz. Den letzten schönen Tag ausnützend gehen wir erst nochmals schwimmen, bevor wir anfangen abzubauen. Laut Wetterbericht soll es heute Nacht anfangen zu regnen und die Temperaturen sinken.




Während ich dies schreibe, schüttet es draußen wie aus Kübeln. Aufbruchstimmung hat sich breit gemacht und ich denke voll Dankbarkeit, vermischt mit Wehmut an die letzten, wunderbaren Wochen zurück. Wir werden sehen, wo wir unterwegs noch Halt machen - Montag müssen wir in jedem Fall erst mal bei unserem Händler und dann in Ravensburg beim Kühlschrank-Kundendienst sein. Und Montag Abend werden wir mal wieder im heimischen Schlafzimmer nächtigen.