Montag, 15. April 2019

Frühlingsreise 08.04. - 15.04.19, Tag 55 - 62

08.04.19, Tag 55

Die Sonne lacht vom Himmel, so schmeckt das Frühstück, das auch heute eher wieder ein Spätstück ist, noch besser.

Während ich Wombl auf Vordermann bringe, lädt Liebling die Fahrräder aus. Damit machen wir uns auf zum Meer und erkunden die Gegend. Die Häuser und Restaurants sehen von hinten nicht so prickelnd aus, kaum geht man aber durch auf die Terrasse, hat man einen fantastischen Ausblick!



Da uns auch das Mittagsangebot anspricht, bleiben wir gleich und bestellen. Liebling nimmt dem Salat und ich die Fidéuia (wie Paella, nur mit Nudeln), 



als Hauptgericht wählen wir beide den Seeteufel mit Gemüse, 


zum Nachtisch gibt's Schokoladenkuchen, für mich meinen heißgeliebten Flan. 



Gut gesättigt radeln wir noch etwas am Strand entlang und durch La Marina. Hier ist jede Tür zu - das ganze Dorf macht Siesta. Erst nach 17 Uhr erwacht hier alles zum Leben.

Wir radeln zurück zu Wombl und setzen uns noch etwas in die Sonne, die allerdings langsam von dunkleren Wolken verdrängt wird. Als es anfängt, zu tröpfeln, verziehen wir uns ins rollende Heim. Plötzlich reißt der Himmel auf und ein großer Regenbogen spannt sich über das Gelände! 






Ein wunderschöner Anblick!

09.04.19, Tag 56

Schon in der Nacht ging es los: ich habe Magenkrämpfe und Durchfall.

Das zieht sich den ganzen Tag über, so das ich mich nicht weit weg traue von Wombl.

Nachmittags lege ich mich hin, weil mir inzwischen richtig kalt und gleichzeitig heiß ist. Kaum liege ich, höre ich es klopfen: Kathi und Gerd, die wir schon in Calpe getroffen haben, sind angekommen. Sie sind in der Zwischenzeit bis zum südwestlichsten Punkt in Portugal gefahren und befinden sich auf dem Rückweg - insbesondere, weil an Algarve und in Andalusien das Wetter schlechter ist wie hier.

Ich freue mich über das Wiedersehen, entschuldige mich aber wegen meiner Unpässlichkeit und verziehe mich wieder in meine Koje, während Liebling und die beiden sich noch etwas unterhalten.

10.04.19, Tag 57

Die Nacht verläuft erfreulicher als befürchtet - mir geht's morgens wieder besser!

So beschließen wir, heute mit dem Roller nach Elche, der Stadt der tausend Palmen zu fahren. Schon den Weg säumen viele Palmenhaine, in Elche selbst sieht man vor lauter Palmen kaum die Häuser. Ein Park reiht sich an den anderen, viele öffentlich, manche mit Eintritt und einer ist schöner als der andere. Hier gibt es die größte Ansammlung von Palmen in ganz Europa: es werden 200000 - 300000 Stück geschätzt!




Als erstes besuchen wir den nationalen Kunstgarten "El Huerto del Cura", der mit 13000 m² nicht besonders groß ist, aber trotzdem über tausend Palmen beherbergt.









Die bekannteste ist die Kaiserpalme, die im Jahr 1894 der Kaiserin Sissi bei ihrem Besuch gewidmet wurde. 


Diese Palme ist einzigartig wegen ihrer Grandiosität: normalerweise wachsen bei einem Alter von 10 - 15 Jahren die Kinder auf Bodenhöhe heran. Hier aber nicht: erst im Alter von 30 Jahren trieb diese Palme aus - zwei Meter vom Boden entfernt und achtfach, angeordnet wie ein Leuchter. Diese Kinder wiegen inzwischen über 8 Tonnen und ernähren sich einzig und allein vom Saft des inzwischen 165 Jahre alten Mutterstamms.
















Der ganze Garten ist wunderschön angelegt und bietet bei jedem Schritt eine andere spektakuläre Perspektive.


















Wir verlassen den Garten und spazieren in die Altstadt, in deren Mitte ein alte Burg thront, die heute das archäologische Museum beherbergt. 










Nicht weit davon fallen die blauen Kuppeln der Basilika Santa Maria ins Auge. 



























Vor der Basilika befindet sich eine Skulptur mit drei betenden Figuren, zu denen sich Liebling gesellt und mitbetet. Vielleicht hilfts... 😂😂😂


Jetzt wird es erst mal Zeit, was zu essen. Kurz und knapp gibt es ein Tintenfischsandwich, das nix, aber auch gar nix mit diesen Gummiringen zu tun hat, die es bei uns sonst so gibt.





Dann bummeln wir durch den nächsten öffentlichen Park, in dessen Mitte ein Leuchtturm steht. Erst bei genauem Hinsehen entpuppt sich dessen Funktion: es ist ein Taubenhaus!












Ich bin tief beeindruckt von Elche und kann nur jedem den Besuch wärmstens ans Herz legen!




Den Rückweg nehmen wir über Santa Pola, so kommen wir an den Salinen mit den Flamingos vorbei. Auch hier verweilen wir etwas und lassen die Gegend auf uns wirken.









Wieder zurück auf dem Platz sind Kathi und Gerd auch von ihrem Ausflug zurück. Einträchtig stehen die beiden Carthagos mit Häfler Nummer nebeneinander.


Ich mache uns eine Sangria, bei der Liebling nach einem Glas schon abwinkt: ihm ist nicht gut.



Die Nacht wird schlimm: er hat so Schüttelfrost, dass das ganze Womo wackelt. Laufend sitzt er auf dem Klo, mit der Schüssel vor dem Gesicht. Er behält nix bei sich, auch keinerlei Medikament. Dabei glüht er wie ein Ofen.

Ich betreibe Ursachenforschung und komme bald auf den Grund: am Sonntag Abend habe ich uns einen Hackepeter angemacht, von dem Liebling Montag Abend noch den Rest gegessen hat... Es handelt sich also  offensichtlich um eine Lebensmittelvergiftung.

11.04.19, Tag 58

Liebling ist durch - ihm geht es richtig beschissen! Wenigstens behält er seinen Tee und hin und wieder ne Banane bei sich.

Ich radle zum nächsten Supermarkt, um Nachschub zu holen. Er steht nur auf, um mit zittrigen Beinen aufs Klo zu wanken, ansonsten verschläft er fast den ganzen Tag.

Außer ihm Tee zu kochen, seine schmerzende Flanke, unter der die Leber sitzt, einzureiben und ihn mit Medis und Bananen zu versorgen, kann ich nicht viel tun.

Ich mache uns Eierpfannkuchen, Liebling will keinen Bissen.

12.04.19, Tag 59

Morgens erschrecke ich zu Tode: Liebling liegt auf dem Rücken, zugedeckt bis zum Hals, fahlblass, eingefallen, die Nase spitz und der Mund leicht geöffnet - voll Panik greife ich rüber und bin erleichtert, als er die Augen aufschlägt.

Ich koche ihm Tee, bringe ihm Bananen und Wasser, wenn er gerade mal wach ist. Noch immer ist er fiebrig und fühlt sich elend.

Gegen Abend isst er wenigstens drei Gabeln vom Pfannekuchen.

13.04.19, Tag 60

Als er heute morgen die Augen aufschlägt, meint er, dass es ihm besser geht. Zumindest ist er heute Morgen fieberfrei, auch die Übelkeit ist fast verschwunden, er will aber nur Tee und ne Banane zum Frühstück. 

Ich radle zur Apotheke und kaufe erst mal eine Elektrolytlösung. Außerdem hole ich, richtig, Bananen (Kalium) und Chips (Salz).

Er steht ne Stunde auf, legt sich dann aber wieder hin, weil ihm schwindlig ist.

Ich mache Großputz in Wombl und sorge für ein wenig österliches Flair.



Heute gibt es Pellkartoffeln mit Quark, die richtige Schonkost für den malträtierten Magen. Er isst fast vier Kartoffeln, was Hoffnung auf langsame Gesundung macht. 


14.04.19, Tag 61

Es geht bergauf!

Am besten daran zu merken, dass Liebling plötzlich verschwunden ist, weil er die Toilette leert und Frischwasser holt - in den letzten Tagen war das meine Arbeit. 

Das Fieber ist und bleibt verschwunden und er legt sich nur noch Nachmittags für ein Schläfchen hin.

Heute gibt es einen Pichelsteiner Eintopf - praktisch, um die restlichen Kartoffeln zu verwerten.

Als ich ihn später unterm Womo vorziehen muss, wo er die Stempel unserer Hubstützen putzt, weiß ich: Liebling is back!

15.04.19, Tag 62

Liebling will zum Friseur. Er fühlt sich gut und verputzt sein Frühstück mit Rührei und Baguette mit Appetit.

Dann radeln wir ins Dorf und finden auch gleich nen Herrenfriseur. Da noch einige Kundschaft wartet, gehen wir erst noch einkaufen und in die Apotheke. Wir finden auch einen Telefonshop, in dem ich mir eine spanische SIM-Karte zum surfen kaufe - auf meiner letzten Datenkarte, von denen ich immer einige auf Vorrat dabei habe, ist nicht mehr viel Volumen drauf. Ab sofort habe ich jeden Monat 28 GB zur Verfügung und zahle dafür nur 17€ - Deutschland könnte sich ein Beispiel nehmen!

Beim Friseur ist gerade der Stuhl frei geworden und Liebling kann gleich Platz nehmen. Der freundliche Figaro erweist sich als Alleinunterhalter: das, was er Liebling an den Seiten weg rasiert, legt er ihm oben auf die Platte. So kommt dieser unverhofft nach vielen Jahren mal wieder zu voller Haarpracht! 😁






Natürlich gehört zum Service auch die Politur der Glatze. 



Wir haben richtig Spaß im Salon. Und dann verlangt der gute Mann gerade mal 7€ und lässt sich nur mit Mühe überreden, den 10€ Schein zu behalten.

An der Straße kaufen wir noch 5 Kilo Orangen und 1 Kilo Zitronen für gerade mal 3€.

In der örtlichen Metzgerei habe ich mir von einem schönen Bratenstück Gulasch schneiden lassen, daraus mache ich uns Rahmgulasch, dazu gibt es Bandnudeln und Salat.


Außerdem backe ich uns einen Käsekuchen ohne Boden mit Orangenfilets, den es später mit Kaffee - Lieblings ersten seit seiner Erkrankung - gibt.







Während ich noch am spülen bin, höre ich plötzlich Geräusche über mir, stürze aus dem Womo (lege mich dabei noch ganz gepflegt aufs Maul und schramme mir Knie und Handballen auf) und sehe Liebling auf dem Dach.


Mahnmal kann ich bei meinem Altargeschenk nur den Kopf schütteln: vorgestern noch todkrank, gestern liegt er unterm Womo, heute steht er drauf... Typisch. Wie immer. Er ist wieder gesund.

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