Samstag, 20. Juni 2009

5. und 6. Tag

10.06.09 5.Tag

Eigentlich hatte ich mir von Grasse ganz viel versprochen – gefunden habe ich wenig Grenouille, dafür sehr viel Kommerz. Die Parfümerien befinden sich alle in der Peripherie, diese ist hässlich und schmutzig.
Wenn man die Parfümerie betritt, befindet sich an der Wand eine große Schautafel, mit Blumen und Gräsern aus der ganzen Welt, die zur Parfümherstellung verwendet werden können. Daneben ist eine Ausstellung mit verschiedenen Destillationsgeräten älteren und neueren Datums. Dann kommt wieder eine Schautafel, auf der gezeigt wird, wie einzelne Blüten in eine Vaseline-Wachs Mischung gedrückt werden, bis sie nach 24 Stunden ihren Geruch in das Fett abgegeben haben. Jaaahh, genau die Technik die Grenouille - ihr wisst schon… „leiserschauderüberdenrückenkriecht“. Daran schließt sich ein Fenster an, hinter dem ein Angestellter Seifen, in diesem Fall Lavendelseifen, aus Rollen presst und zwei junge Mädchen Parfümminiaturen verpacken - ça va! Eine einzige Enttäuschung. Dafür ist der Verkaufsraum umso größer und die Verkäuferinnen zuuu freundlich.
Als wir endlich wieder raus sind, macht uns der Sicherheitsbeamte noch an, weil wir Wombl auf den Busparkplatz gestellt haben. Gott sei Dank haben wir drinnen keinen Cent liegen lassen – schon allein deswegen hätt ich mir die Krätze geärgert.
Die Altstadt von Grasse ist ganz ansehnlich, versprüht Charme und bietet hübsche Gässchen und Gebäude, das finde ich aber in vielen französischen Städtchen. Ich will jetzt einfach Frust schieben und ungnädig sein.
Wir machen uns auf den Weg in den Grand Canyon du Verdon. Diese 120 Kilometer sind landschaftlich eine der schönsten Fahrten, die wir jemals unternommen haben. Wir müssen bis auf 1300 Meter Höhe. Überall blüht der gelbe Ginster, überragt von knorrigen Kiefern und Pinien. Bizarre Felsformationen wechseln sich ab mit sanften Schafswiesen. Den Felsen sieht man an, wie sie in Millionen von Jahren gefaltet worden sind. Der Verdon schlängelt sich immer tiefer in den Canyon hinein. Viele Rafter sind darauf zu sehen. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft wir anhalten, um die Aussicht zu genießen und Bilder zu machen.














An einem Aussichtspunkt finden sich auf dem Weg viele Steinhaufen – jeder der dort hin kommt, legt seinen Stein dazu. Natürlich verewigen auch wir uns auf diese Weise.






Der Ausblick, wenn der Verdon in den Croix-See mündet, ist überwältigend! Der See schimmert in einem satten Türkis, dazu der Kontrast der fast weißen Felsen und die sich in jeder Felsspalte festklammernden Bäume – gigantisch!





Überall sind Tretboote zu sehen. Wir halten an und mieten uns auch eine Stunde ein Boot und fahren flussaufwärts in den Canyon hinein.








Auch Freeclimber sind hier zugange





Da uns der Parkplatz so gut gefällt, direkt am Wasser, beschließen wir, die Nacht hier zu verbringen. Eigentlich verboten, aber in kürzester Zeit stehen schon drei Womos hier. Natürlich gehen wir auch noch schwimmen, das Wasser ist richtig angenehm.
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Erkenntnis des Tages: Liebling ist nicht Jesus!
Während wir in unserem Boot fleißig am Treten sind, löst sich an Lieblings Sandale ein Klettverschluss. Um ihn wieder zu wieder zu schließen, muss er sich erst mal aus seiner halb liegenden Position erheben. Er nimmt den anderen Fuß von der Pedale und will sich damit abstützen – und hängt bis zum Knie im Wasser. Fazit: Wasser haben keine Balken und bisher konnte nur einer darüber laufen…


11.06.09 6. Tag
Über Nacht hat sich noch ein Womo zu uns gesellt. Zum Glück hat die Polizei diesen Stellplatz nicht aufgelöst.

Noch vor dem Frühstück drehe ich ein paar Runden im Wasser.




Die Weiterfahrt gestaltet sich etwas schwierig – plötzlich befinden wir uns auf einer schmalen Gebirgsstraße mit 15% Steigung! Wenden geht nicht, also vorwärts. Der Motor heult und Liebling flucht. Ich verhalte mich so still, als wäre ich gar nicht anwesend. Nach zwanzig Minuten Serpentinenfahrten ist es geschafft. Die Straßen um den See sind wirklich nicht die besten. Dafür versöhnt die Aussicht. Wir fahren den Verdon westwärts. Langsam merkt man, dass wir in der Provence sind – riesige Lavendelfelder wechseln sich ab mit Getreidefeldern, aus denen der Mohn rot hervor leuchtet. Außerdem Eichen: einzeln, als Alleen, als Haine oder ganze Wälder – noch nie hab ich so viele Eichen gesehen!







Die Fahrt entlang der Durance ist enttäuschend – der Fluss ist auf seiner gesamten Länge kanalisiert, das ursprüngliche Flussbett ist entweder ausgetrocknet oder weist nur noch ein kleines Rinnsal auf. Deshalb gehts weiter nach Avignon. Dort fahren wir auf einen Campingplatz – wild stehen ist uns in dieser großen Stadt zu unsicher und gefährlich. Der Platz liegt sehr schön – ich sitze hier und schaue auf die Rhône und gegenüber auf den Palais de Papes, in dem Papst Johannes XXII. begraben ist. Der Palast, die dazugehörende Kirche und die berühmte Pont d´Avignon wurden im 13. Jahrhundert erbaut. Avignon hat eine große Altstadt, die von einer komplett erhaltenen Stadtmauer eingefasst ist.













Das Grabmal von Johannes XXII.















Bis weit nach 23 Uhr sitzen wir noch gemütlich vor dem Womo und beobachten das quirlige Leben auf der Rhône und der gegenüber liegenden Altstadt.


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Unser Waschbecken ist aus grauem, glänzendem Kunststoff. Liebling kommt heute morgen aus dem Bad und meint, dass in dem Becken ein heller Fleck ist, den er nicht wegpoliert bekommt. Des Rätsels Lösung – ein Sonnenstrahl wirft einen hellen Punkt darauf…

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