Freitag, 14. August 2009

Trauer

In meiner Kindheit wohnte in der Nachbarschaft eine junge Familie: hübsche, blonde Frau mit halbwüchsigem Sohn und neugeborener Tochter. Der Sohn war älter als ich, deshalb gehörte er nicht zu meinen bevorzugten Spielkameraden – das Baby aber schob ich gerne durch die Gegend. Es eignete sich auch hervorragend zu Mutter/Vater/Kind – Spielen. Irgendwann verzog die Familie und geriet in Vergessenheit.

Als ich vor 26 Jahren meine Arbeitsstelle in der Dialyse antrat, traf ich besagte, hübsche. blonde Frau wieder – sie arbeitete in der Küche und als Stationshilfe. Viele Jahre folgten, in denen wir ein tolles Arbeitsverhältnis hatten. Selbst als schon lange ihr Rentenalter erreicht war, konnte sie sich nicht trennen – immerhin war sie auch körperlich noch topfit. Erst mit 71 Jahren ging sie in den verdienten Ruhestand – um kurz darauf diesen Schritt auf das heftigste zu bedauern. „Ich möchte so gerne zu euch zurück – die Dialyse fehlt mir so!“

3 Jahre später sollte sich ihr Wunsch auf makabre Art und Weise erfüllen - sie rutschte in die Niereninsuffizienz und wurde fortan 3 x die Woche dialysiert. Der körperliche und teilweise auch der geistige Verfall setzte langsam ein. Aus den blonden Haaren wurden schneeweiße, aber aus den blauen Augen leuchtete immer die Freude, wenn sie mich erblickte.

Obwohl ich vor 1,5 Jahren die Station verließ, um fortan im QM zu arbeiten, versäumte ich es nicht, sie regelmäßig zu besuchen. Bei ihrem: „Oh Michaela, isch des schee, dass du mi bsuachsch!“ ging mir immer das Herz auf.

Heute morgen bekam ich die Nachricht, dass sie heute Nacht für immer eingeschlafen ist. Einem gehörigen Stück Kindheit und Arbeitsleben wurde ein großer Teil entrissen...

Meine Liebe, ich hoffe, es geht Ihnen gut dort, wo sie jetzt sind. So viel Glaube und Gottvertrauen muss belohnt werden. Vielleicht können Sie Ihr Lieblingslied dort oben ja hören!


6 Kommentare:

  1. Es ist nie leichten einen wichtigen Menschen zu verlieren - aber immerhin hattet ihr viel schöne Zeit zusammen. Das sind die Momente, an die man zurückdenken sollte. Und dann hat man auch weiterhin ein lächeln auf den Lippen.

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  2. oh wie traurig :-(
    fühl dich mal gedrückt!

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  3. Ach herrje!! Das tut mir leid, ich habe da auch so die eine und andere Kindheitserinnerung, aber du hattest einen ganz anderen Bezug zu ihr. Fühl dich umarmt!! hdl

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  4. Das gemeinsam Erlebte für immer im Herzen tragen...Das wünsche ich Dir)))

    Lieben Gruß von Lilly

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  5. Hoch überm Sternenzelt wird sie's sicher hören...

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  6. sehr traurig :-(
    liebe grüße und gute nacht wünscht dir koepi

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